Das nächste Unheil
Es fängt ganz harmlos an
Aber schon am Samstag den 1.Mai erfolgte die nächste böse Überraschung:
Der Mauersegler Martinet aus dem Naturnest verbringt eine friedliche Nacht. Er träumt ruhig und friedlich, streckt sich ab und zu im Schlaf und ordnet sogar während der Nacht seine dadurch in Unordnung geratenen Federn. Auch am Vormittag zeigt er keinerlei Anzeichen sich anders als die letzten 5 Jahre in seinem altgewohnten Heim aufzuhalten.
Herr Martinet wartet auch nachts geduldig auf seine Frau. Nach längerer Zeit fängt er an sich zu strecken und zu recken. |
Der bislang ruhige Mauerseglermann wird immer übermütiger und macht die tollsten Verrenkungen beim Gefiederputz.. |
Zwischendurch schaut er mal raus, ob sie nicht doch kommt. Resigniert fliegt er hinaus. Sieht er sie vielleicht da? |
Herr Martinet treibt um
Auch der Nachmittag zeigt keine besonderen Ereignisse. Das Wetter lässt nach Meinung des Mauerseglers zu wünschen übrig, also geht er an diesem Tag früh schlafen. Gegen 22.03 ist noch nichts zu sehen oder zu erahnen, was sich in den nächsten Minuten abspielt.
Herr Martinet schläft ganz ruhig |
Da scheint ihn plötzlich etwas zu jucken |
Es sind seine aus Afrika mitgebrachten Lausfliegen, die ihn hindern friedlich zu schlafen und von seiner heiß ersehnten Mauerseglerfrau zu träumen. |
Es hat den Anschein als ärgere er sich sehr darüber! |
Eine halbe Stunde später reicht es ihm und wir sehen einen Herrn Martinet, wie wir ihn noch nie erlebt haben: Zornig, außer Rand und Band und wild! |
...und uns in den Wahnsinn!
Er flüchtet zum Tunnel, was ihm nichts nützt. Er verliert anscheinend die Nerven, fängt irre an zu flattern, berührt dabei die Kamera (was 6 Jahre nie passierte!) und verdreht sie.
Darüber erschrickt er, denn er flattert erneut herum, stößt nochmals an die Kamera, wobei er sie jetzt wieder ein kleines Stück in die Anfangsstellung rückt. Aber es reicht einfach nicht zur ursprünglichen Position.
Danach fängt er an sich um 22:35 von oben bis unten zu putzen und sein Gefieder zu ordnen. Allmählich beruhigt sich der Vogel, der ganze Spuk ist vorbei und der Mauersegler schläft völlig ruhig und entspannt bis zum nächsten Tag, wie wenn nie etwas gewesen wäre. Um 8.43 verlässt er das Nest. Uns Kameraobserver lässt er zurück mit einer schlecht eingestellten Kamera auf dem nur - wie uns laufend Mauerseglerfreunde per Mail mitteilen - ein halber Vogel, dafür aber viel Wand zu sehen ist. Wir müssen uns also eine Lösung bis zum Brutbeginn einfallen lassen!
Der dritte Mai und das Ergebnis
Herr Martinet hat sich beruhigt |
Die Kamera hat er inzwischen völlig verstellt. |
Diese Nacht verlief wenigstens ruhig. Herr Martinet tobte nicht noch einmal herum. Aber der Wettergott meint es noch nicht gut mit uns und schickt uns Regen anstatt Sonnenschein. Letzteren hätten wir dringend gebraucht, um die Kameraeinstellung wieder regulieren zu können.
Am Dienstag verlässt der Vogel erst um 9:37 Uhr seine Wohnung und kehrt 18:37 Uhr wieder zurück. Auch Herr Herrmann ist nicht im Nest. Eigentlich günstig für uns. Aber zu dieser Zeit sind schon Schulkinder im Haus. Wir wollen keinesfalls den Unterricht stören und der Techniker, der uns helfen kann, ist in der Arbeit. Wir müssen eben Geduld haben und auf eine andere, günstige Gelegenheit warten.
Herr Martinet ist immer noch allein! |
Da hilft kein Hinauszuschauen, sondern nur Geduld! |
Am Mittwoch ergibt sich wieder keine günstige Situation. Das Wetter wird immer schlechter und beide Vögel verlassen das Nest fast gar nicht. Sie warten wohl genauso sehnsüchtig auf Sonnenschein und Wärme wie wir.
Inzwischen bekommen wir laufend zahlreiche Anfragen, warum wir die verstellte WebCam nicht ändern. Deswegen entschließen sich die Nistkastenbetreuer jetzt mit der Schulleitung der Kooperationsschule des Förderzentrums Kontakt aufzunehmen. Wir bekommen die Erlaubnis - falls das Wetter sich nicht ändert und es nicht möglich ist vor dem Unterricht die Kamera einzustellen - nach dem Schulbetrieb, also zum günstigsten Zeitpunkt die Kamera zu justieren. Wir sind sehr, sehr froh darüber, dass man für unser Problem Verständnis zeigt und danken an dieser Stelle unserer Nachbarschule. Wildvögel sind eben nicht berechenbar und das Wetter können wir leider auch nicht beeinflussen Es besteht also große Hoffnung noch bis zum Ende dieser Woche alle Betrachter des "Besonderen Nistkastens" zufrieden stellen können.
Eine positive Nachricht kann trotz aller Schwierigkeiten noch gemeldet werden: Am Abend ist Frau Martinet endlich eingeflogen. Das bedeutet, dass alle vier Mauersegler gemeinsam zu einem günstigen Zeitpunkt bei guter Wetterlage ihre Nistboxen verlassen müssen, damit wir handeln können.
Wie geht's weiter?
Viele Mails und Anfragen erhielten wir nach diesem Vorfall. Sogar ins Mauerseglergästebuch schrieb uns eine aufmerksame Mauerseglerfreundin. Sie meinte wohl, wir hätten das verschobene Kamerabild nicht bemerkt.
Sie war aber im Unrecht!
Eigentlich wollten wir ja gerne diese leidige Angelegenheit beseitigen, aber die Voraussetzungen hierfür, ergaben sich augenblicklich nicht.
Wir benötigten nämlich zum gleichen Zeitpunkt
- schönes Wetter, um die Mauersegler schon gegen 7:00 Uhr am Morgen aus dem Nest zu locken
- und zwar beide Bewohner des "Besonderen Nistkastens", der leer sein sollte, um die Vögel nicht zu erschrecken
- So früh am Morgen musste diese an sich Fünf-Minutenarbeit stattfinden, denn als Pensionär hat Frau Wills Rin a.D. keinen Schulschlüssel mehr, um das Schulhaus zu betreten.
- und der Arbeitsbeginn des Hausmeisters musste ebenfalls berücksichtigt werden.
- Die Erlaubnis das Schulhaus und das Klassenzimmer unserer Kooperationsschule, dem Förderzentrum an der Isarstraße hatte ich schon - sehr zu unserer Freude - bekommen
- Im Schulhaus sollten noch keine Schüler sich aufhalten und last - not least -
- nur das schöne Wetter fehlte noch. Jeden Tag lauerten und lauern wir noch, dass die Sonne scheint und die beiden Vögel ihr Wohnhaus verlassen. Alle halten uns die Daumen, dass es am Dienstag oder Mittwoch klappt.
Vielleicht scheint ja am Mittwoch, den 5. Mai die Sonne ???
Nein, leider war der Wettergott nicht auf unserer Seite und hatte kein Einsehen mit uns. So mussten wir weiter auf eine Chance warten. Es dauerte und dauerte und unsere Nerven lagen mittlerweile (fast) blank!
Erst am Wochenende konnten wir die Kamera justieren, denn endlich waren alle Nistwohnungen frei und das Wetter spielte mit.
Nun hoffen wir sehnlichst, dass alle Störungen ein Ende haben. Denn wenn sie eigentlich auch nur geringfügig erscheinen, so verursachten sie Unruhe sowie Unannehmlichkeiten für alle Beteiligten.
Beide Mauerseglerpaare hatte die ganze Sache nicht gestört, am Abend danach saßen sie alle wieder. Jeder in seinem Nest.
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