Wann kommen endlich die Mauerseglerherren?
In den kommenden Tagen konnte man sehr oft beobachten, dass beide Damen (vor allem aber Frau Herrmann) sehnsüchtig auf ihre "Ehegesponste" warteten.
Habe ich da nicht etwas gehört? |
Endlich ist er da! |
Wie ich auf mehreren Kamerabildern erkennen konnte, schreckte sie in dieser Nacht ein paar Mal auf, setzte dann aber sofort wieder ihren Schönheitsschlaf fort, als sie bemerkte, dass sie noch allein war. Jedoch hatte sie mehr Glück als ihre Nachbarin, denn die Ankunft des Familienvaters Martinet ließ in diesem Jahr nicht lange auf sich warten. Endlich um 10:05 Uhr flog "er" ein! Nun war wohl ihre Vogelwelt wieder total in Ordnung!
Wo aber blieb Nachbar Herrmann? Geduldig wartete seine Frau, schlief zwischendurch, verließ kurz das Nest, wohl um sich zu stärken, um dann wieder seine Ankunft abzuwarten. Inzwischen schrieb uns Susanne aus der Schweiz:
"Juhuii! Im linken Nest sind bereits beide Brutvögel anwesend! Offenbar genauso auch in meiner Kolonie (15 Nistboxen, davon deren 7 mit Brutpaaren belegt): Da hörte ich andauernd ein Srih - Zirpeln, grad so, wie wenn sich die beiden Wiedergefundenen eine ganze Menge zu erzählen hätten!"
Und Britta stellte sachlich fest: "In diesem Jahr haben die beiden Paare die Reihenfolge getauscht: Voriges Jahr waren die Herrmanns im Kunstnest zuerst beieinander. Familie Martinet kuschelt und kuschelt schon - arme, einsame Frau Herrmann."
Zwei Tage später fügte Henriette ahnungsvoll hinzu: "Hoffentlich kommt der Partner noch! Falls nicht, wird dann ein anderer dazukommen oder ist das ausgeschlossen?"
Darauf konnte ich ihr leider keine Antwort geben, da noch nie solch eine Situation eingetreten war. Genaue Auskunft bekämen wir alle - ob wir wollten oder nicht - wenn wir miteinander die Sache weiterhin verfolgen würden!
Meine Güte, das dauert ja mal wieder unendlich lang bis er kommt! Halt! War da vielleicht etwas? |
Nachdem nun mehrere Mauersegler unserer Kolonie einflogen (wie wir auf den verschiedenen Pausehöfen beobachten konnten), passten vor allem die Schüler, in deren Zimmer der Mitschau-Fernsehapparat war, laufend darauf auf, ob und wann denn nun endlich Herr Herrmann ankommen würde.
Etwas beunruhigt war ich, als ich im Radio hörte, dass die MS (Herren) zwar schon im Anflug gewesen wären und sich sogar schon in Spanien aufgehalten hätten; jedoch aus einem für alle Vogelfreunde unerklärlichen Grund wären sie wieder umgekehrt und zurückgeflogen, angeblich wegen schlechten Wetters in Spanien. Ob das nun eine Nachrichtenente war oder nicht, sie brachte mich ins Grübeln. Umso mehr, als sich Herr Herrmann nach einer Woche noch immer nicht blicken ließ!
Die nächsten Tage verbrachte Frau Herrmann entweder schlafend, sich putzend, neugierig aus dem Loch blickend oder nach Futter suchend. Es tat sich die ganze Woche absolut nichts! Sehr verwunderlich, denn die letzten Jahre war ihr Vogelmann meistens schon eher bei ihr im Nest erschienen.
Was noch hinzu kam: Das Frühlingswetter ließ auch bei uns in Regensburg sehr zu wünschen übrig! Freilich war denkbar, dass der Übergang vom heißen Kontinent zur kühleren Regensburger Zone schon für unsere gefiederten Freunde erheblich unangenehm war!
Aber sollte man sich deswegen etwa schon Sorgen machen?
Jeden Tag, wann immer ich Zeit hatte, schaute ich also nach, ob er sich endlich bei ihr eingefunden hatte.
Am 30. April bemerkte ich endlich gegen 9:09 Uhr im Hintergrund einen zweiten Vogel. Mir fiel aber gleich auf, dass dieser kein bisschen dem mir seit Jahren bekannten Herrmann glich. Natürlich werden manche den Kopf schütteln und meinen, dass alle Mauersegler gleich aussähen. Jedoch während so langer Zeit, tausende von Fotos beobachtend, immer aus der gleichen Perspektive, mit derselben Beleuchtung, bekommt man schon einen genaueren Blick und ist auch meistens imstande die Vögel untereinander zu unterscheiden!
Hinzu kam, dass sich Frau Herrmann diesmal auffallend abwehrend gegenüber diesem Nestgast benahm! Das nächste Bild zeigte auch, dass dieser "neue" Mauersegler viel größer war als ihr bislang zierlicherer "Ehemann"!
Frau Herrmann in Abwehrstellung, den anderen Vogel im Nest herumjagend! |
Zudem zeigte Frau Herrmann eine ziemlich streitlustige Haltung, die ich in den letzten Jahren noch nie an ihr entdeckt hatte. Was sollte man davon nun halten? Entweder hatte sich ein fremder Mauersegler in diesem "Besonderen Nistkasten" verirrt (sehr zum Ärger von Frau Herrmann) oder er wollte naturgemäß nur die Chance nutzen, dass sie nach einer Woche noch allein im Nest saß!
Den ganzen Tag gab es Flügelschlagen, abwehrende Haltung, oft unterbrochen von Ruhepausen! |
So hatte ich Frau Herrmann wirklich noch nie erlebt! Sie war stets ein etwas ruhigerer Vogel im Vergleich zu ihrem Ehemann in den letzten zehn Jahren gewesen! Schade, dass ich zu den alle 5 Sekunden neu erscheinenden Fotoaufnahmen nicht auch noch die sicherlich nebenbei ausgestoßenen Laute mithören konnte! Vielleicht hätte das die Sache etwas für uns Menschen verständlicher gemacht!
Ohne sich von dem Lärm und die sicherlich abwehrenden und zornigen (?) Laute der Nachbarin ablenken zu lassen, turtelten beide Martinets (wie jedes Jahr) in ihrem Nest und waren - menschlich gedacht - sicherlich auch froh, als endlich Ruhe einkehrte! Britta bemerkte noch etwas, was mir gar nicht aufgefallen war und schrieb:
In diesem Jahr haben die beiden Paare die Reihenfolge getauscht: Voriges Jahr waren die Herrmanns im Kunstnest
zuerst beieinander!
Familie Martinet kuschelt und kuschelt schon - arme, einsame Frau Herrmann!
Das glückliche Vogelpaar Martinet und die etwas verstört wirkende Nachbarin am nächsten Tag! |
Die Abläufe im Herrmannnest waren zwar aufregend, aber alles geschah die meiste Zeit bei nur spärlichem, wenn auch etwas schwachen Sonnenschein. Deswegen hoffte ich auch sehr, dass plötzlich unser Herr Herrmann doch noch überraschend ins Nest geflogen käme und alles - wie gewohnt- verlaufen würde.
Am 30.4. um 10:14 Uhr bekam Mauerseglerin Herrmann zwar noch einmal Besuch, den sie aber - wie schon zuvor - missachtete. Um 10:31 Uhr verließ sie endgültig das Nest. Unser "Lover", wie wir ihn inzwischen amüsiert betitulierten, ließ aber nicht locker! Um 12:14 Uhr erschien er wieder; abermals erfolglos, denn die Mauerseglerin war immer noch nicht zurück.
Das Wetter machte mir zum Abend hin zusätzlich Sorgen! Denn gewöhnlich zeigten sich nach dem jährlichen Einflug unzählige Mauersegler am Himmel, zumindest aber vor dem Schlafengehen in unseren Pausenhöfen!. Doch seit dem Nachmittag sah ich - so sehr ich auch geduldig und zu allen möglichen Zeiten guckte - mal nur den einen oder anderen Mauersegler am Himmel, wo in den letzten Jahren um diese Tageszeit sonst Schwärme herumgeflogen waren. Auch im Gästebuch gab es keine allzu erfreulichen Meldungen:
Silke schrieb: "Hallo Mauerseglerfreunde, vor drei Tagen habe ich hier die ersten Mauersegler gesichtet, da war super Wetter! Nun ist es wieder recht kühl und grau in grau und kein Mauersegler am Himmel zu sehen. Hoffentlich wird das Wetter mal beständiger, damit unsere Flugkünstler auch ihre Brut großziehen können!"
Jo meinte hoffnungsvoll: "Ich habe seit letzten Freitag hier auch keinen Mauersegler mehr gesehen. Aber das Wetter wird hier jetzt besser, dann werden sie kommen und hoffentlich die beiden im letzten Jahr angebrachten Nistkästen besetzen. In einem wurden letztes Jahr 2 Mauersegler aufgezogen."
Susanne fügte hinzu: "Auch hier in der Region Zürich war heute nichts zu beobachten, das Wetter spielte einfach nicht mit. Ich hoffe sehr, dass sich das in den nächsten Tagen ändern wird. Zum Glück hat es in nächster Nähe einen See mit zum größeren Teil naturnaher Ufergestaltung. So finden die armen Segler und Schwalben auch bei Dauerschlechtwetter (wie wir es gefühlt schon seit Monaten haben!) noch einigermaßen genügend Fluginsekten! Wünsche uns allen besseres und vor allem wärmeres Wetter! Herzliche Grüße aus der Schweiz!"
Rolf aus dem Nettetal meinte: "Hallo zusammen, auch bei uns am Niederrhein ist nichts (mehr) zu sehen von den Seglern. Hatte vor 1 Woche das Glück, einmal 2 Stück zu sehen und zu hören und dachte schon: "Hurra, es ist soweit", aber schon seit einer Woche nichts mehr. Denen ist es offensichtlich hier auch noch zu kalt..."
Und Dagmar s Meinung machte mich auch nicht gerade froher: "Wo sind die Mauersegler geblieben? Am 24.April waren sie kurz da, doch jetzt sieht man sie nicht mehr."
Frau Herrmann verlässt trotz dieses miesen Wetters ihr Nest und kommt erst gegen Spätabend wieder heim. |
Im Nachbarnest war zwar alles beim Alten, d.h. Familie Martinet genoss weiterhin ihr Zusammensein, verließ anfänglich nur stundenweise ihr Heim oder flog später für längere Zeit gemeinsam hinaus, um das warme und trockene Wetter zu genießen. Alle Mauerseglerwebcam - Beobachter warteten nun gespannt darauf, was am nächsten Tag passieren würde.
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