Die Wolken am Regensburger Horizont beginnen sich zu verdüstern!
Die Nacht vom 24. auf 25.April war sehr kalt! Lover bemerkte dies anscheinend sehr schnell - wie ich am nächsten Tag bei der Durchsicht der Bilder dieses Datums sofort sah - und buckte ganz nah an seine Frau, legte fürsorglich seinen Flügel auf sie, um sie zu wärmen. Da dies jedoch nicht ausreichte, rückte er noch näher und setzte sich zwei Stunden später fast ganz auf sie drauf. Von diesen beiden Bildern war ich sehr berührt, zeigte sich doch ganz stark, dass er sehr auf seine neue Vogelfrau aufpasste bzw. ihr das Brüten erleichtern wollte. Rein menschlich gedacht, könnte man daraus schließen, dass Tiere nicht nur instinktiv sondern aus einem liebevollen Gefühl heraus handeln.
Lover wird seinem Namen gerecht und hilft seiner Frau die zukünftige Brut zu wärmen! Manchmal brütet sie allein! |
Den ganzen Tag sitzt einer von beiden abwechselnd auf den drei Eiern, während der Partner auf Futtersuche geht.
26. Mai: Am nächsten Tag regnet es immer noch unaufhörlich! |
Joochen schrieb ebenfalls am 25.Mai
Hat jemand den genaueren Brutwechselrhythmus bei Familie Herrmann erkannt? Sollte es etwa sein, dass der
neue Herr Herrmann sich nicht genug um seine Familienpflichten kümmert und seine Gattin buchstäblich "auf dem
Stroh allein" sitzen lässt, anstatt zum Brutwechsel zu erscheinen? Oder bleibt das noch im Rahmen der
Toleranzgrenze für die angebrüteten Eier, was da gestern und heute offenbar stundenlang passierte? (Ist es
denn in Regensburg so viel wärmer als bei uns in Hamburg?)
In Sorge ist und für eine Antwort dankbar wäre, Joochen.
Inzwischen konnte ich auch in den folgenden Tagen feststellen, dass beide anfingen ihre Eier unverständlicherweise sehr, sehr oft alleine zulassen. Ich konnte mir dieses Verhalten nur dadurch erklären, dass beide sehr, sehr starken Hunger hatten, sich schnell stärken wollten, um weiterhin, gekräftigt ihrem Brutgeschäft nachkommen zu können.
Und dann kam am 27.Mai - spätabends die für mich von der Vogelhilfe eine Nachricht, die mich nicht nur alarmierte - sondern mir zeigte, dass es ernst wurde:
Massenhaftes Schwalben und Seglersterben
Deutschlandweit erreichen uns Berichte vom Sterben ganzer Kolonien, nicht nur die Brut sondern auch Altvögel.
Messungen an Mauerseglern ergeben einen Gewichtsverlust von über 30% des Normalgewichts.
Wir bitten alle Schwalben- und Seglerfreunde Totfunde von Brut und Alttieren zu dokumentieren, die Tiere zu
wiegen und mit Ortsangaben und wenn möglich Fotos an uns zu senden.
Bilder und Infos können auch auf unserer Facebookseite gesetzt oder an das Team per Nachricht geschickt werden.
Um unsere Dokumentation auf die Beine zu stellen sind wir auf Helfer angewiesen die uns bei der Datensammlung helfen.
Der LBV hat hierzu auch schon eine Meldung herausgegeben.
Rund um Regensburg scheinen die Futterinsekten ausverkauft. Rund um Regensburg auch Totalverluste ganzer
Schwalbenkolonien samt Altvögeln.
Susanne hatte wohl die gleichen Sorgen und meldete:
Am meisten Sorgen bereitet mir derzeit das aktuelle Wetter. Es ist viel zu kalt und auch zu nass für die Jahreszeit! Ich helfe in einer Seglerstation aus. Da werden laufend untergewichtige Segler eingeliefert, welche mühsamst mittels Infusionen wieder halbwegs auf Vordermann gebracht werden können. Ein entkräftetes Seglerweibchen hat gestern in der Station ein Ei gelegt, ein klassisches Windei, ein deutliches Zeichen über den Allgemeinzustand der Mauersegler bei uns in der Nordschweiz. Wir können hier nur hoffen, dass sich das Wetter ENDLICH NACHHALTIG BESSERT, sonst gibt das eine katastrophale Saison dieses Jahr! Mit den besten Wünschen aus der Region Zürich, Susanne
Christian versuchte aber wohl auch meine Stimmung ein wenig zu heben, in dem er einleitend schrieb:
Hallo zusammen, erst einmal Glückwunsch zu der wirklich tollen Seite !!))
Auch bei uns im Schwarzwald (Villingen-Schwenningen) ist das Wetter wie überall mies.
In 3 meiner 4 Beobachtungskästen (letztes Jahr Gesamt 21 Brutpaare) haben die Paare noch gar keine Eier gelegt
(letztes Jahr alle Eier zwischen 13.05.-20.05.),in dem einen mit einem Ei haben die Segler das Ei jetzt aus der
Brutmulde entfernt,liegt jetzt lose im Kasten rum... Leider ist auch hier mittelfristig nur schlechtes Wetter
(bis auf heute) gemeldet.
Und dann kamen sehr beängstigende Meldungen von Kurt:
Hallo Seglerfreunde,
"Mauersegler stürzen ab", heute Schlagzeile in unserer Zeitung. Mauersegler fliegen sehr tief über Straßen,
da hier wohl noch Mücken sind, stoßen dann aber mit Autos zusammen. Das sind hier am Bodensee keine guten
Meldungen. In meinen Kästen sind einige Plätze belegt, doch im einsehbaren Kasten tut sich gar nichts, zwei
Segler sitzen ständig drin, doch von Eiern keine Spur. Gruß aus Stockach
Susanne konnte sich schon denken, wie mir zu Mute war und versuchte mich freundlicherweise zu beruhigen:
Liebe Frau Wills, ich habe gerade bei wetter.com nachgelesen wie das Wetter wird, eigentlich ist nur morgen schlechter und dann soll's wieder etwas wärmer werden und nächste Woche um 20 Grad. Ich wünsche uns allen, dass es auch so ist und die Segler und Schwalben ihre Brut großziehen können!! Viele Grüße aus Waldbronn
Um nicht noch mehr Besorgnis aufkommen zu lassen, schrieb ich dann am 28. Mai allen ins Gästebuch die genauen Legezeiten der Familien Herrmann und Martinet, damit sie sich ausrechnen konnten, wie lang es noch dauert, bis wir die Kleinen bewundern konnten:
Liebe Mauerseglerfreunde! Eine MS-Brut dauert - wenn alles gut geht - dauert ca. 20 Tage.
Hier nun die Ankunft aller 5 Eier: Familie Herrmann ( Kunstnest)
1. Ei am 16.5. um 8.42 Uhr
2. Ei am 18.5. um 9.27 Uhr
3. Ei am 20.5. um 11.57 Uhr
Und Familie Martinet (Naturnest)
1. Ei am 6.5. um 10.19 Uhr
2. Ei am 8.5. um 10.27 Uhr
Heute ist bei uns Sonne*, aber morgen soll es wieder Bindfäden regnen. Die MS sind trotzdem heute wenig
ausgeflogen, evtl. gibt's doch sehr bald Nachwuchs! Hoffentlich bessert sich das Wetter wegen des Fütterns
der komm. Brut!!! Ich mache mir große Sorgen. A.W.
* (war ein wenig übertrieben, ca. 15 Minuten sah und fühlte man ein paar wärmende Sonnenstrahlen und spürte keine Regentropfen! Aber es erschien einem eigentlich noch nicht gar so furchterregend!) Die Martinets machten noch einen guten Eindruck.
Nein, nein wir verlassen unser Nest nicht! Wir brüten auch zuverlässig bei solch einem miesen Wetter! |
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