So ging's weiter!
(Berichte vom 18.07.2004, Arndt Wills, Anke von der Wildvogelhilfe)
Mittwoch, 18.08.2004, 00.00 Uhr, Arndt
Das Nest bleibt leider leer!
"Hallo Martin, hier nun das vorerst letzte Update: ... habe eine Mail von einer Frau bekommen, die in der Nähe von Sulzbach-Rosenberg eine Aufzuchtsstation betreibt. Sie hat bereits 3 junge Mauersegler in Pflege und angeboten auch unseren Vogel zu übernehmen. Sie arbeitet tagsüber in Erlangen, das sind von hier aus etwa 1h mit dem Auto.(Nein, es ist NICHT die Frau aus Erlangen, welche die Polizei verständigt hat, Frau Anke P. wurde vermutlich von eben dieser Tierfreundin alarmiert...) Ich denke ich werde den Vogel morgen da vorbeibringen, da er dort artgerechtes Futter bekommt (Heimchen) und sogar ein Transport gen Süden gesichert wäre, falls das nötig wird. Die Web-Cam lasse ich fürs Erste mal weiterlaufen, um zu sehen ob die Mutter zurückkommt oder die Entscheidung richtig war. Ich habe dort erst mal die vorgefallenen Ereignisse kurz zusammengefasst, damit die Leute sich nicht wundern..."
Auf der Homepage war von nun ab folgende Nachricht für die Vogelfreunde zu lesen:
Liebe Mauerseglerfreunde! Wie wir heute, am 17.08.2004 feststellen mussten, hat scheinbar das Vogelelternpaar sein Junges verlassen. Die Mutter wurde gestern 16:54 Kamerazeit (die Uhr geht dort etwa 28 Minuten vor) zuletzt gesehen. Selbstverständlich versuchen wir den kleinen Segler zu retten!
Nachdem er einen Tag lang nicht mehr von den Eltern gefüttert wurde, haben wir am Abend den kleinen Mauersegler aus dem Nest genommen um ihm etwas Nahrung zukommen zu lassen. Da er schon recht ausgekühlt war, haben wir uns entschlossen ihn nicht mehr ins Nest zurückzulegen, weil er sonst möglicherweise die Nacht nicht überstanden hätte.
Der "Kleine" wurde in der ersten Nacht von der ehemaligen Rektorin dieser Schule betreut, die auch schon Sirri aufgezogen hat. Inzwischen befindet er sich in einer Aufzuchtsstation in der Nähe von Sulzbach-Rosenberg, wo er zusammen mit 3 älteren Mauerseglern versorgt wird.
Die Web-Cam wird bis auf weiteres eingeschaltet bleiben, allein um es uns zu ermöglichen das Nest weiter zu beobachten. Vielleicht kommt die Mutter ja doch noch einmal vorbei? Und wenn nicht, zeigt es uns wenigstens, dass unsere Entscheidung richtig war. Sollten Sie uns etwas mitteilen wollen, so können Sie uns per Email erreichen unter: hans-herrmann-gs@schulen.regensburg.de
Nach seiner Fahrt nach Erlangen schrieb Arndt Wills eine weitere Mail an Martin:
Klein Herrmann
"Hallo Martin, nun die weiteren Neuigkeiten: Um 14:30 habe ich ihn dann bei der ehem. Rektorin abgeholt. Sie konnte sich kaum von dem Kleinen trennen so niedlich war der. Wenn man ihm zugepfiffen hat, hat er sogar geantwortet. So etwa eine Stunde später bin ich dann endlich weggekommen und Richtung Erlangen gefahren.
Im Auto war es furchtbar heiß, mir ist das Wasser runtergelaufen und der Kleine hat auch ganz schön nach Luft geschnappt. Und das obwohl wir ihn in eine Kühltasche gestellt haben, um ihn besser festgurten zu können und damit die Hitze etwas abgeschirmt wird. Auf halbem Weg hab ich auf einem Rastplatz gehalten um ihn etwas mit frischer Luft zu erfrischen. In Erlangen angekommen hab ich dann Anke von der Wildvogelhilfe getroffen.
Ihre Mauersegler sind schon viel weiter, schon fast ausgewachsen. Zuerst hat sie dem kleinen "Herrmann", wie sie ihn getauft hat, ein paar Heimchen verfüttert. Und der hat wieder mächtig zugeschlagen: Vier Stück hat er verdrückt, und klein sind die wirklich nicht!
Sita kümmert sich um den Kleinen
Anschließend haben wir Herrmann in die Mauerseglerbox zu den anderen gesteckt. Er hat sich dann in ein Tuch gekuschelt und etwas geruht (klar, war ja pappsatt). Einer der drei größeren Mauersegler hat sich sehr für den Kleinen interessiert, er oder sie (ich weiß das nicht so genau) ist zu ihm hin und hat etwas an seinem spärlichen Gefieder rumgemacht.
Ich habe mich dann lange mit der Vogelfreundin unterhalten und ihr von unseren Aktivitäten in Sachen Mauersegler berichtet. Sie fand das ganz toll, dass den Kindern die Natur derart vermittelt wird. Ich habe ihr auch erzählt, dass das Modell "Mauerseglerschule" keine Seltenheit ist und recht erfolgreich auch von Dir an zwei Schulen angeregt wurde. Sie hat ja eine riesige Aufzuchtsstation! 300 Vögel hat sie letztes Jahr aufgezogen, dieses Jahr sind es etwas weniger..."
Mittwoch, 18.08.2004, 20.24 Uhr
Anke von der Wildvogelhilfe berichtete: "... Der kleine Herrmann hat zu Hause erst einmal sein eigenes,
warmes Nestchen bekommen, das ich in die Mauerseglerbox gestellt habe, damit der Winzling mir da nicht
verloren geht ! Sita hat sich danach ganz vorsichtig genähert und ihn gekrault, dann hat sie sich neben
ihn gekuschelt und wärmt ihn jetzt. Ich schleiche andauernd um die Box herum und schaue, ob alles in
Ordnung ist, schlimm ist das! Gefressen hat er sehr gut, eigentlich braucht man sich gar keine Sorgen
zu machen, aber die sind natürlich trotzdem immer da... Na ja, ich werde Sie auf dem Laufenden in
Sachen Herrmann halten, versprochen.
Grüße, Anke"
Mittwoch, 18.08.2004, 22.24 Uhr
Arndt Wills antwortete: "Hallo, es freut mich, dass der kleine Herrmann (so heißt er jetzt wohl) sich gut eingelebt hat. Und wenn er sogar ein paar Streicheleinheiten von seinen Artgenossen bekommt, ist ja alles bestens. Sita ist wohl der Vogel, der sich schon im Auto so stark für Herrmann interessiert hat oder? Ich glaube davon hab ich sogar ein Bild. gemacht. Ich habe der ehemaligen Rektorin schon erzählt wie gut der Kleine untergekommen ist und sie war ganz glücklich darüber. Viele Grüße soll ich von ihr ausrichten. Sie ist schon gespannt, Neues von dem Vogel zu hören. Fast hat sie sich ja nicht mehr von dem Kleinen trennen können, so ist er ihr über Nacht ans Herz gewachsen, aber die Vernunft muss da einfach siegen, für eine "normale" Aufzucht wie sie es schon einmal gemacht hat, ist er einfach zu spät dran. ..."
Donnerstag, 19.08.2004, 9.23 Uhr
Anke von der Wildvogelhilfe schrieb noch einmal: "... so, Klein-Herrmann ist wohlauf. Eben habe ich mit Frau Haupt von der Gesellschaft für Mauersegler telefoniert und sie sagte, sie hätte selbst auch noch einige so winzige Segler in ihrer Station. Das sind wohl alles die Glückskinder unter den Nachzüglern, die noch rechtzeitig gefunden worden sind.
Ich werde nun versuchen, Herrmann so bald wie möglich zu ihr zu bringen, denn er fühlt sich sicher wohler, wenn er mit gleichaltrigen "Geschwistern" aufzuwachsen kann, als mit meinen schon fast ausgewachsenen Seglern, die ja auch bald raus können. Aber nicht, dass Sie jetzt denken, ich will ihn schnell wieder loswerden. Ich kann Ihre ehemalige Rektorin gut verstehen, mir ist er auch schon sehr ans Herz gewachsen. Bitte, grüßen Sie sie doch auch recht herzlich von mir und sagen sie ihr danke, dass sie den Kleinen so gut versorgt hatte. Viele Grüße nach Regensburg"
Mittwoch, 25.08.2004
Für den Kleinen interessierte sich auch eine Besucherin unserer Web-Cam aus den Niederlanden. Auch dieser Bericht soll noch hinzugefügt werden:
"Guten Morgen Mauerseglerfreunde,
Wie geht es dem "Kleinen"? Können Sie vielleicht eine Bericht auf der Seite platzieren wie es ihm
jetzt geht? Danke schön, dass Sie den Kleinen gerettet haben."
Im Auftrag der Mauerseglerschule hat Arndt Wills dann geantwortet:
"Sehr geehrte Frau E., die Antwort hat leider etwas gedauert, aber hier sind Ferien und ich bin
als einziger Daheimgebliebener ein wenig im Stress. Dem kleinen "Hans-Herrmann" (wie er jetzt wohl
heißen wird) geht es gut, soweit ich weiß. Er befindet sich momentan in einer Vogelaufzuchtsstation.
Natürlich werden wir einen ausführlichen Bericht über den kleinen Mauersegler auf unsere Homepage
stellen. Allerdings habe ich bisher noch keine Bilder, außerdem wollten wir warten. bis er dann
freigelassen wird, um seine komplette Geschichte erzählen zu können. Bis es soweit ist, habe ich
auf der Web-Cam- Seite kurz zusammengefasst, wo der Vogel geblieben ist. Wenn Sie möchten (und ich
daran denke) kann ich Ihnen gerne eine Email schicken, sobald der Bericht online ist. Die Rettung
war doch selbstverständlich, was wären wir denn für eine Mauerseglerschule, wenn bei uns Jungvögel
vor laufender Kamera verhungern würden! Viele Grüße in die Niederlande (toll das unsere Seite auch
von dort besucht wird).
Arndt Wills, Webmaster der HHGS (und der, der den Mauersegler gerettet hat)"