Die Situation spitzt sich zu!

(Originalberichte vom 14.08.2004 bis 17.08.2004, Arndt Wills, Martin und Anke von der Wildvogelhilfe)

Dienstag, 17.08. 2004, 11.04 Uhr

Kommt sie noch?
Kommt sie noch?

Einigermaßen beruhigt fuhr ich los. Doch schon am Dienstag ereilte mich der Anruf meines Sohnes: "Der zweite Mauersegler ist nicht gekommen zum Füttern! Ich habe schon Martin angeschrieben: "...jetzt scheint also mein schlimmster Alptraum wahr geworden...Meine Mutter ist in Frankreich im Urlaub und seit gestern Abend habe ich das zweite Mauerseglerelternteil nicht mehr gesehen. Gestern Mittag war der Vogel noch da. Der kleine Mauersegler hat die Nacht wohl gut überstanden, aber wenn das erwachsene Tier nicht bald auftaucht besteht wohl Handlungsbedarf. Ich möchte wirklich nicht zusehen müssen, wie der Kleine verhungert oder erfriert. Wie siehst du das? Wie lange sollte man noch warten? Ich will natürlich auch nicht, dass unser Mauersegler doch noch nach Hause kommt und das Nest ist leer..."

Dienstag, 17.08. 2004, 13.24 Uhr, Martin

"Hallo Arndt, da momentan recht schönes Wetter herrscht, ist anzunehmen, dass der Altvogel tatsächlich komplett abgezogen ist. Weil ich seit paar Tagen die Bilder archiviere (jede Minute) kann ich bei Durchsicht der Bilder bestätigen, dass er seit gestern Nachmittag 16.54 Uhr Kamerazeit nicht mehr aufgetaucht ist. Wenn ihr die Entscheidung befürwortet, ihn vor dem Verhungern retten zu wollen, dann solltet ihr nicht bis morgen warten mit dem Evakuieren. Ein so kleiner Jungvogel hat noch nicht so ne große Puffermasse, die ihm erlaubt längere Hungerzeiten zu überstehen. Rein nach der Optik sind die Segler bei euch auch schon seit Tagen abgezogen. Eventuell verbliebene Brutvögel sind extrem (!) diskret und zeigen so gut wie nie irgendwelche Gruppenflüge mit Rufen usw. Du wirst wohl nur in dem sehr kurzen Moment des Ein- und Ausfluges was sehen können - also eher nichts, da die üblichen Fütterintervalle bei ca. 3 Stunden liegen, Ein- und Ausflug dagegen eine Sekundensache."

Arndt antwortete und meinte, dass es wohl besser sei mal in die Schule runterzufahren und zu sehen ob die MS eventuell schon abgeflogen sind.

Es schien also wahr zu sein, dass die Mauerseglermutter auch abgeflogen ist, wie ein zufällig gefundener Bericht aus der Mittelbayerischen Zeitung vom 20.08.2004, zwei Tage später bestätigte:

Vögel

Alle Vögel sind schon da - und bald auch wieder weg...

"Hey, rückt mal ein Stück, ich will auch noch hier rauf!" Auf einem bereits überfüllten Stromdraht über dem Acker in Friedberg (Hessen) suchen Stare nach freien Plätzen zwischen ihren Artgenossen. Die ersten Zugvögel zieht es bereits nach Süden: "Schon vor ein paar Tagen haben sich die Mauersegler auf den Weg gemacht, und im Moment starten die Sumpfrohrsänger", erklärt Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfszell. (Foto dpa)

Dienstag, 17.08. 2004, 14.48 Uhr, Arndt Wills

"Hallo Martin, hier laufen langsam die Drähte heiß... gerade hab ich einen Anruf vom Gartenamt bekommen. Es hat sich eine Tierfreundin aus Erlangen bei der Polizei gemeldet, unsere Web-Cam würde sterbende Vögel zeigen und wir müssen was tun. Habe inzwischen mit Fr. Rowinski telefoniert. Sie meint, die Eltern bleiben auch mal länger weg. Sie hatte einen recht interessanten Vorschlag: Wir sollten den Vogel erst einmal vor Ort füttern und abwarten, ob die Mutter zurückkommt. Ich werde nachher nachschauen, wie es z.B. mit der Unterkühlung aussieht. Heute Abend bekommt der Mauersegler auf jeden Fall eine Ration, das ist schon ausgemacht..."

Dienstag, 17.08.2004, 19.19 Uhr

Nun meldete sich Anke von der Wildvogelhilfe, gab meinem Sohn gute Fütterungsratschläge und bot ihm sogar an den Vogel - falls er keine Zeit hätte - aufzuziehen...

Er machte sich dann auf den Weg in die Schule, um den kleinen Vogel zu retten.

Dienstag, 17.08.2004, 22.41 Uhr

Der Kleine wird geborgen
Herrmann ist so klein, dass er aus der Hand rutscht.

Nachdem Arndt die Vorschläge von Anke teilweise in die Tat umgesetzt hatte, antwortete er ihr noch: "habe Ihre Ratschläge teilweise ausgeführt, jedoch den Vogel aus dem Nistkasten herausgenommen, weil er schon sehr ausgekühlt war. Die ehemalige Rektorin der HHGS hat ihn mit zu sich genommen (sie hatte ja schon Sirri aufgezogen). Gerade habe ich noch einmal mit der ehem. Rektorin telefoniert, der Kleine schläft jetzt in einem kleinen Nestchen, was sie auf eine Wärmflasche gestellt hat und mit einer Schreibtischlampe bestrahlt. Immer wenn sie ihm näher kommt, reißt er gleich wieder den Schnabel auf ... es muss wirklich putzig sein das zu beobachten. ..."

so ging es weiter...

Stand: 07.03.2010 13:50
Mauersegler