Unsere sechste Mauerseglerstunde
Wie schon in der vorigen Stunde mit der Klassenlehrerin besprochen, gingen wir nach der Großen Pause sofort zum Flachbildschirm. Dort beobachteten meine "geliehenen" Schulkinder aufgeregt das Nest mit der brütenden Mauerseglerin.
Vogelfrau Martinet und die intensiv beobachtende Klasse 4b |
Denn es gab seit der letzten Unterrichtsstunde große Neuigkeiten:
Die Vogelmutter hatte inzwischen 3 Eier gelegt und sie fleißig - abwechselnd mit ihrem Vogelmann - gedreht und
warm gehalten.
Am Freitag, den 3. 6. hatte Familie Martinet endlich ihren ersten Nachwuchs bekommen, den die Kinder natürlich gerne sehen wollten. Wir standen lange vor dem Flachbildschirm, aber die Vogelmutter bewegte sich keinen Zentimeter zur Seite. Nur bei der gewohnheitsmäßigen Körperdrehung (um die noch verbliebenen Eier gleichmäßig warm zu halten), konnte man für ein paar Sekunden das Neugeborene hervorblitzen sehen. Wir alle waren ein wenig enttäuscht nicht zu sehen, wie die Mutter ihr Junges kröpft, also füttert. Deswegen erklärte ich ihnen den Vorgang während des Wartens. Aber leider, leider wir hatten letztendlich trotz langen Wartens kein Glück. Jedoch gelang es mir glücklicherweise am nächsten Tag ein Foto vom jungen Nestling zu knipsen.
Am 18.5. 16:07 Uhr, lagen 3 Eier im Nest. |
Das erste Vogelkind der Familie Martinet |
Zurück in der Klasse, sangen wir erst zur Erinnerung unser Mauerseglerlied. Danach sammelte ich die Zeichnungen "Mauersegler über Regensburg" ein, das ja manche noch verbessern wollten, um auch einen Preis zu bekommen. Leider hatten sie nicht alle diesen Auftrag ernst genommen und werden deswegen an der Preisverteilung nur einen Trostpreis bekommen. Vielleicht lernen sie dadurch beim nächsten Mal ihre Versprechen einzuhalten!
Doch wir wollten ja auch Mauerseglerexperten werden und deshalb wurde nochmals Blatt 1: "Der Mauersegler, ein Gast an unserer Schule" und Blatt 2: "Der Mauersegler, ein besonderer Vogel" wiederholt. Heute stand auf dem Plan das Thema "Brutgeschäft". Darüber freute sich Karim, der ja schon in der ersten Unterrichtsstunde darüber etwas erfahren wollte. Er wusste bereits, dass unsere Hausvögel zum Brüten herkommen, aber nicht wie viele Junge sie allgemein ausbrüten können.
Frau Martinet hatte inzwischen 3 Eier, aber sollte sie noch ein viertes Ei legen, so wäre das schon eine große Ausnahme gewesen. Ein einziges Mal hatten wir diese Situation während der Beobachtung per WebCam. Aber es wurde nichts daraus, da das vierte Ei taub war, also daraus kein Vögelchen auskroch. Das bemerkten wir, als die Vogelmutter es nach einiger Zeit aus dem Nest warf. Sie hatte das wohl instinktiv erkannt. Zirka 19-21 Tage( wenn das Wetter schlecht ist, auch noch ein paar Tage länger!) bebrüten die Vögel abwechselnd die Eier bis ihre Jungen schlüpfen. Sie sind dann völlig nackt, also ohne Federn und blind. Dieses Merkblatt Nr.3 konnten wir trotz großer Hitze und der vorangegangenen Aufregung einer Fahrradprüfung noch ausfüllen. Aber dann war es aus mit der Konzentration, wofür die Mauerseglerlehrerin natürlich auch Verständnis hatte.
Jedoch schärfte sie den Kindern am Ende der Stunde noch einmal ein, sich während der nächsten Tage genau alles, was an der Wandtafel stand, anzuschauen und sich auch zu merken. Denn Frau Weininger würde darüber eine Heimat- und- Sachkundeprobe folgen lassen. Und wer nichts weiß, würde auch nicht am Ende der Mauersegler-Expertenausbildung ein Diplom bekommen!
Nachdem wir uns heute nicht nur musikalisch sondern auch wissenschaftlich mit unseren Hausvögeln beschäftigt hatten, zeigte mir Frau Weininger auch den künstlerischen Beitrag: Die Ausgestaltung des Klassenzimmers mit fliegenden Mauerseglern. Cansel bot sich an die vielen Mauersegler auszuschneiden und auf diese Weise ihre Klassenkameraden, die sich ein bisschen schwer taten, zu unterstützen. Ich bin wirklich gespannt, wie die geschmückten Klassenzimmerfenster mit diesen Vögeln aussehen, wenn ich nach den Ferien die 7. Mauersegler-Expertenausbildung abhalte. Ein paar Exemplare flogen ja schon um die Überraschung herum, die sie im Fach Deutsch erarbeitet hatten: Einem "Elfchenblatt" in dem Mauersegler vorkamen. Natürlich musste davon zumindest vom letzten Vers ein Foto gemacht werden.
Eine ausgezeichnete Erklärung für Nicht-Lehrer, entnommen der Unterrichtsdarstellung der Kollegin Frau Käs während meiner Amtszeit:
"Ein Elfchen ist ein reimloses Gedicht, das aus 11 Wörtern besteht und einen festen Bauplan aufweist:
1. Zeile | 1 Wort |
2. Zeile | 2 Wörter |
3. Zeile | 3 Wörter |
4. Zeile | 4 Wörter |
5. Zeile | 1 Wort |
Die gewählten Wörter sollen zum Thema (zu der Überschrift) des Elfchens passen. Deshalb ist es sinnvoll, vor der Textproduktion Einfühlungsübungen zum entsprechenden Thema anzubieten. Anschließend kann in Form eines Clusters oder einer Mindmap passendes Wortmaterial gesammelt werden, welches den Kindern hilft, ihre Elfchen zu gestalten. Na, Lust aufs Dichten bekommen?"