Tag der offenen Tür in der Vogelstation Regenstauf 2012
Seit vielen Jahren bin ich Mitglied beim Landesbund für Vogelschutz. Doch leider hatte ich während meiner Dienstzeit als Schulleitung sehr wenig Möglichkeiten mich bei den vierwöchigen Treffen öfter sehen zu lassen, geschweige denn bei interessanten Themen mich mit einzubringen, wie z.B. bei der Tierhilfe oder speziell bei "Vogel-Aktivitäten".
Jedoch seit meiner Pensionierung ist es mir sogar möglich alle 4 Wochen regelmäßig an den Sitzungen im Naturkundemuseum teilzunehmen und mich auch ab und zu - wenn erwünscht - an Aktivitäten zu beteiligen. So ist mir z.B. bestens der Tag der offenen Tür 2011 in Erinnerung, an dem ich versuchte Kinder und auch Erwachsene mithilfe einer kleinen Vorstellung der Mauerseglerschule und ihrer WebCam für diese einzigartigen Mitschau zu begeistern. Da Klein und Groß begeistertes Interesse zeigten, entschloss ich mich - ohne zu zögern - im kommenden Jahr beim nächsten Tag der offenen Tür in der Regenstaufer LBV- Vogel und Umweltstation diesmal noch etwas intensiver einzubringen.
Kurz zuvor, in der vorangehenden Sitzung, wurde eifrig diskutiert und viele eventuell stattfindenden Angebote durchgesprochen. Ich bat dieses Mal ein stilleres Eckchen zu bekommen, um den Kindern und ihren Begleitern vielleicht noch intensiver den nur von April bis Juli in Deutschland verweilenden Mauersegler näher zu bringen. Da das kein Problem für die Veranstalter darstellte, konnte ich bald für Sonntag, den 6.10.2012, am Tag der offenen Tür mein Programm vorbereiten. Mein Einsatz begann erst um 14.00 Uhr, so dass ich noch genügend Zeit hatte vorher mir alle Aktivitäten anzuschauen. Und ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn es wurde tatsächlich für jedes Alter und jeden Geschmack vielseitige Angebote gemacht!
Natürlich schaute ich - wie immer, wenn ich in der Vogelstation war - natürlich zuerst mal die vielen Vogelpatienten an, die im Laufe des Jahres hier permanent aufgenommen und mit viel Einsatz gesund gepflegt wurden (was wegen des großen Einsatzes aller Beteiligten meistens gelang). Manch einen der größeren Vögel kannte ich schon lange und wusste, dass er wohl nie wieder sich frei bewegen würde können. Dafür hatte er aber die Chance einer regelmäßigen Pflege durch den Falkner Ferdinand Baer sowie seinen Helfern.
Die Besucher, egal ob groß oder klein, hatten an diesem Tag wirklich intensiv die Möglichkeit Vögel, die sie sonst in der Natur nie von der Nähe aus betrachten hätten können, jetzt in den einzelnen Volieren und Gehegen intensiv und genau zu "studieren" oder auch Fragen an die BLV-Mitglieder zu stellen, die dann zufriedenstellend beantwortet werden konnten.
Besonderes Interesse fand gleich am Eingang ein kleiner Nebenraum, in dem Mikroskope, die aber - wie mir Dr. Stiersdorfer später erklärte- Binokulare in der Fachsprache benannt wurden.
Nur zu Beginn des Tages zur offenen Tür war dieser Raum leer! |
Frau Peuser erklärte unermüdlich und mit unendlicher Geduld wie man diese Apparate bedienen musste, um z.B. Vogelfedern oder anderes bereit gestelltes Material fachkundig vergrößern bzw. verkleinern zu können und somit die Möglichkeit zu haben alles genauer zu betrachten oder auch mit anderen Vogelfedern zu vergleichen.
Aber auch fürs leibliche Wohl war gesorgt! Gäste, die sich nicht nur satt sehen sondern auch satt essen wollten, konnten dies anhand eines großen Kuchenbuffets, das sehr, sehr verlockend aussah und sich deswegen zusehends verkleinerte.
Kuchen gefällig oder lieber etwas Wissenswertes über den LBV? |
Daneben befand sich ein Tisch, auf dem nicht nur interessante und ebenso wissenswerte Lektüre über Aktivitäten und Aktionen in der Natur käuflich zu erwerben war, sondern auch ein paar Vögel, angefertigt aus Faden und Wolle, annähernd einem Naturvogel gleichend. Vor allem die kleinen Besucher waren davon angetan, dass man ihnen einen Vogellaut durch Drücken eines Knopfes entlocken konnte. Und ich denke, wenn man dadurch angehende Vogelfreunde bzw. Freude an einem Tier (und sei es auch nur aus Plüsch) von klein auf heranziehen kann, dann ist diese Möglichkeit auch in Ordnung und auszunutzen. Ganz abgesehen davon, dass solche Einnahmen dem Bund für Naturschutz ja zugute kommen!
Besonders originell fand ich die Idee Kinder mit Storchenschnäbeln auszustatten und so auf diese Weise ausprobieren zu lassen, wie schwierig es für einen Storch sein musste, sich jeden Tag ausreichend sein Futter zu beschaffen. Schade, dass mein Schnappschuss von dieser Aktion leider nicht gelang!
Dafür aber kann man auf dem nächsten Foto erahnen, welchen großen Respekt und Stolz Kinder hatten, die sich einen großen Vogel auf den Arm setzen durften. Wann hat man schon solche eine Gelegenheit?! Vor allem muss man auch ein bisschen Mut dazu zeigen!
Stolz lässt sich dieser Vogelfreund mit dem Vogel auf dem Arm fotografieren! Lockt danach eine Stärkung? |
War man nun schon mal draußen, im Freien, dann musste man an dem köstlich duftenden Würstchengrill vorbei! Eine kleine, kurze Stärkung und schon konnte man sich im Haus weitere Angebote anschauen oder an Aktivitäten teilhaben!
Langeweile kam nicht auf, denn man konnte sich nach einem großen Input von Plakaten, Tierpostern, Tierbetrachtungen oder gar wissenschaftlichen Erklärungen auch am Drehrad vergnügen. Das verursachte zwar einen fürchterlichen Lärm beim Drehen, aber beglückte Groß und Klein mit schönen Gewinnen. Die Besucher, die aber nicht drehen wollten, hatten die Chance bei der Losbude einen Gewinn mit nach Hause nehmen.
Das laute Drehrad |
Schöne Preise |
Viele, viele Lose... |
Die große Auswahl von gesammelten Federn in den "Federkästen"
Ein Tisch, der ein wenig abseits stand, aber trotzdem großen Zuspruch fand, war die "Federkastenecke". Das war natürlich für mich als Vogelliebhaber etwas sehr, sehr Interessantes. Hier konnte man Federn von allen möglichen großen und kleinen, bekannten und unbekannten, aus fremden Landen oder bei uns lebenden Vögeln bewundern, anschauen, aussuchen und gegen ein geringes Entgelt kaufen. Also, ich kenne sehr viele Vögel! Aber was hier angeboten wurde, das erstaunte mich wirklich! Vor allem war mir sehr schnell klar, dass es wesentlich einfacher war einen Vogel zu kennen und dann von diesem Wissen aus Federn, die zu ihm gehörten, herauszusuchen. Natürlich gibt es besonders hervorstechende Schwanzfedern oder Schwungfedern, aber manche Federn seinem Besitzer zuzuordnen ohne überhaupt eine Ahnung zu haben, um welchen Vogel es sich hier handeln könnte, das fiel auch mir schwer! Die einzige Hilfe war, dass diese Federn alle von den hier beherbergten Vögeln stammen könnten.
Bei dem großen Unterhaltungs- und Bildungsangebot kam man natürlich auch an "meiner Ecke" vorbei. Schon auf dem kleinen Plakat war erkennbar, was einen hier erwartete. Interessierte sich eine Gruppe an meinem Angebot, so wurde sie gebeten sich eine Nummer des Programms, die sie besonders interessant fand, auszuwählen und dann wollten wir damit beginnen.
Angebot von 11.00 bis 12.00 Uhr 1. Hast du schon von der Mauerseglerschule gehört? Das Mauerseglerpuzzle Wir basteln ein Mauerseglerbild Vergleich von Mauersegler oder Schwalbe? Angebot von 12.30 bis 13.30 Uhr 2. Kennst du die Vögel, die bei uns überwintern? Aussehen, Rätsel mit ausgestopften Vögeln, ihre Nester, Besonderheiten Angebot von 15.00 bis 13.00 Uhr 3.Tschipy, die Geschichte einer kleinen Mehlschwalbe Autorenlesung Angebot gegen Beendigung des Nachmittags 4.Zusammnenfassung / Schnelldurchlauf 1-3 Mauerseglerschule / Homepage 5. Vogelschutz / Warum? |
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Das Programm | Die Angebote |
Die meisten wollten mit Nr.1 anfangen und dann weiter machen bis zum Schluss. Auch mein Hinweis auf die angegebenen Zeiten und dass man das nicht alles auf einmal schaffen könnte half nichts. Die Jugendlichen wollten alles "durchziehen", während ihre Begleitpersonen sich mehr für die Nr.2 interessierten, mit dem Argument, dass man ja auch noch anderes an diesem Tag sehen und machen wolle. Mir war es im Grunde genommen egal, denn für mich war der Kunde "König".
Der Arbeitstisch meiner Station und zwei Mauerseglerpräparate |
Wir einigten uns dann letztendlich darauf, dass alle, egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene bzw. ihre Begleitpersonen zuerst etwas über die Mauerseglerschule und ihre gefiederten Gäste, die seit der Gründung dieser Schule ab 1960 in den Jalousienkästen sich eingenistet hatten, erfahren wollten. Für mich war das auch deshalb in Ordnung, da ich ohne Zeiteinteilung leichter die verschiedenen Jahrgangsstufen besser berücksichtigen konnte! Denn selbstverständlich musste darauf Rücksicht genommen werden, ob es sich um Kindergartenkinder, Grundschüler bzw. schon ältere Schüler handelte!
Je nach Alter erklärte ich also in Kurzform die Besonderheiten der Mauersegler im Verhalten sowie im Vergleich mit anderen bei uns lebenden Vögeln. Staunend verfolgten alle den auf der Karte eingezeichneten langen Flugweg, den diese kleinen, zierlichen Vögel jedes Jahr von Afrika bis nach Regensburg und wieder zurück in die heiße Sonne zurücklegen mussten, um unserem kalten Winter zu entfliehen. Es war vorprogrammiert, dass die Erwachsenen den Vergleich mit Schwalben brachten. Den Unterschied beider Vogelarten konnte ich jedoch sofort anhand zweier ausgestopften Modelle erklären. Verwundert hörten sie dann die beträchtlichen Unterschiede zwischen diesen beiden Vogelarten und versprachen mir auch lachend ihre Bekannten und Verwandten darüber aufzuklären.
Nach diesem geistigen Input nahmen wir zuerst das, was sich die Kinder und Jugendlichen sich gemeinsam als erstes wünschten, in Angriff. Denn fast alle wollten ein Bild dieses ihnen vorher unbekannten Vogels mit nach Hause nehmen. Die Jüngeren neigten mehr dazu ein Mauerseglerbild zu schaffen, auf dem der von ihnen ausgeschnittene Vogel über den Wolken schwebte.
Wie findet ihr das geklebte Mauerseglerbild? Einstimmige Meinung: Toll gemacht!! |
Die etwas Älteren bastelten ein Mauerseglermobile, was etwas mehr Geschick bedurfte. Diejenigen wiederum, die sich nicht entscheiden konnten, machten sich daran das Mauerseglerpuzzle im Wettbewerb mit Vater oder Mutter zusammenzusetzen. Auf diese verschiedenen Weisen vertieften sie ( ohne es zu merken) in spielerischer Form das neu gehörte Wissen über das Aussehen dieses Vogels. Erstaunlich für mich war, dass die Begleitpersonen mich nach kurzer Zeit baten entweder auch mithelfen oder selbst ein Bild herstellen zu dürfen. Väter arbeiteten meistens mit ihren Töchtern und Mütter mit ihren Söhnen (dies nur am Rande!).
Sohnemann puzzelt, Mutter hilft mit und der Vater staunt! |
Am Ende wollten alle fotografiert werden, mit der Bitte ins Internet zu kommen! Nur so konnte man ihrer Meinung nach es auch Oma und Opa beweisen, dass man in der Vogelstation gearbeitet und sich nicht nur vergnügt hatte! Diesen Wunsch habe ich nun erfüllt, obwohl ich der Meinung bin, dass Arbeit auch Vergnügen machen sollte!
Die zu Recht stolzen Väter! |
Den ganzen Nachmittag verbrachten viele Erwachsene, große und kleine Vogelfreunde bei mir am Tisch. Bastelten, hörten mit gespitzten Ohren, dass Mauersegler nie auf einem Baum landen oder wie die Schwalben auf einer Leitung sitzen können, da sie ja "fußlos" waren. Andächtig hörten sie ein paar kleine Geschichten über die beiden Mauerseglerfamilien Familie Herrmann und Martinet, die man ab 28. April auf der WebCam meiner früheren Schule zu Hause beobachten konnte, wenn man www.mauerseglerschule.de aufschlug. Die Größeren interessierten sich mehr dafür ein Mobile zu basteln,: Es bestand die Möglichkeit drei verschiedene Vögel auszusuchen, sie anzumalen und dann als Mobile zusammen an einen Ast zu binden oder aber - und das waren die meisten Bastler - ein Mauerseglermobile herzustellen, anzumalen (was leichter war als das Vogelmobile) das dem Puzzlespiel sehr ähnlich war.
Die Herstellung eines Vogel- oder Mauerseglermobiles
Interessant war, dass vor allem viele Erwachsenen sich an meinen Tisch gesellten, weil sie dort die ausgestopften Zug- und Wintervögel sahen. Es war aber nicht nur die Schönheit dieser Vögel, sondern der Wissensdurst! Wie oft hörte ich "ach ja, den kenne ich auch" oder "den habe ich schon oft im Garten gesehen". Und diesen Aussprüchen folgte dann oft: "Es ist ja schön wenn man sie sieht, aber wir haben in der Schule nie gelernt wie sie heißen oder welche Besonderheiten sie haben! Können Sie kurz das Wichtigste von dem Vogel (z.B. Rotkehlchen) erzählen?" Dem kam ich selbstverständlich gerne nach!
Der Nachmittag verging eigentlich für mich wie im Flug, sei es dadurch, dass die Mauerseglerarbeit bzw. Vogelaufklärung mit den Kindern und Jugendlichen mir so viel Spaß machte oder sei es auch dadurch, dass die Eltern, ebenso viele Fragen an mich stellten und damit der vorgefassten Meinung "Erwachsene kümmern sich wenig um das Sujet Tier und Natur"! Bedauerlich fand ich - für mich persönlich -, dass ich leider zu wenig Zeit hatte die vielen und wie ich finde für alle Altersstufen ansprechbaren, interessanten und auch kurzweiligen Angebote des heutigen Tages ein wenig mehr auszukosten. Eines wusste ich aber nach Beendigung dieser Veranstaltung, dass ich in jedem Fall das nächste Mal wieder dabei sein werde, um Menschen aller Altersgruppen Vögel, in welcher Art auch immer, näher zu bringen oder gar für sie zu begeistern!