Rückkehr an die "Mauerseglerschule"
Nistkastenaktion zeigt erste Erfolge / "Einen besseren Anschauungsunterricht gibt es nicht"
von Hans Scherrer, MZ
REINHAUSEN. Besser hätte der naturkundliche Unterricht in der Hans-Herrmann-Grundschule gar nicht ablaufen können: Als die Kinder zusammen mit ihrer Schulleiterin Arlet Wills im Pausenhof zusammenkamen, um zuzuschauen, wie die Männer vom Stadtgartenamt per Hubsteiger die für die Mauersegler vorgesehenen Nistkasten Nistkästen anzubringen, da kam schon das erste Pärchen angeflogen. Der Jubel der Kinder war schier unbeschreiblich.
Riesenandrang auf dem Pausenhof der Hans-Herrmann-Grundschule in Erwartung
der ersten Mauersegler. Egbert Schelbert erläutert die typischen Nistkästen.
(Foto: Dieter Nübler)
Früher, vor der Sanierung der Schule, waren auf dem Schulgelände rund 40 Paare heimisch, erinnert sich Schulleiterin Arlet Wills, die sich zusammen mit Egbert Schelbert seit fünf Jahren für das Projekt "Erhaltung der Mauersegler" einsetzt. Immerhin hatte die Schule für diesen Einsatz schon einmal den Umweltpreis der Stadt Regensburg bekommen. "Die Vögel haben damals in den Rollo-Kästen gehaust, was niemanden gestört hat", erzählt die engagierte Schulleiterin.
Ärgerlich wird sie noch heute, wenn sie daran denkt, wie sich das Architekturbüro quer gestellt hatte bei der Sanierung des Schulgebäudes. "wir wollten damals an der Fassade Nistkästen anbringen", aber das sei unmöglich gewesen. "Und das bei einer städtischen Baumaßnahme?", wundert sich Umweltreferent Dr. Hans-Joachim Hoffmann, "das ist ja interessant."
Mauersegler, so weiß Arlet Wills, kehren immer an den Ort zurück, wo sie geboren worden sind. Da allerdings habe es logischerweise Probleme während der Schulsanierung gegeben. Nun aber soll der Vogel wieder "eingemeindet" werden. Neben dem Bereitstellen von Nistkästen greifen die Vogelfreunde auch zu einem anderen Trick: Mittels Tonkassetten nach schweizerischem Vorbild sollen die gefiederten Tiere angelockt werden, eine Vorgehensweise, die bei den Eidgenossen hervorragend funktioniert hat, erzählt Egbert Schelbert.
Mauersegler waren ursprünglich Felsbrüter, sind in Mitteleuropa jedoch fast ausschließlich sogenannte "Kulturfolger", das heißt, sie nisten sich kolonienweise an Kirchtürmen, Kaminen, Hochhäusern und anderen Gebäuden ein. Vor allem in Städten fühlen sie sich sehr wohl. "Und es sind ganz reinliche Tiere", weht Arlet Wills eventuelle Bedenken schon im Vorfeld ab. Ihre "Hinterlassenschaften" tragen sie, im Bündel geschnürt, weit weg von der Brut- und Niststätte. Ähnliche Erscheinungen wie der lästige Taubenmist seien nicht zu befürchten.
An der Hans-Herrmann-Schule, im Volksmund mittlerweile auch schon "Mauerseglerschule" genannt, sind inzwischen schon 53 Projekte am Laufen, den Schutz der Vögel betreffend, erzählt Schulleiterin Wills stolz. Einen besseren Anschauungsunterricht in Naturkunde könne es gar nicht geben. Und auch die Lehrer sind Feuer und Flamme für diese Projekte. Unterstützt werden sie, wie könnte es anders sein, von den Eltern. Und von einem Schreinerbetrieb, der zugesagt hat, beim Bau von Nistkästen zu helfen. Brutzeit ist zwischen Mai und August. So besehen können die Mauersegler wieder kommen.