Ankunft der beiden Mauerseglerfamilien
Schon im Frühjahr verlief das Kommen anders als gewohnt. In den vergangenen Jahren waren die 64, auf unsere drei Gebäude verteilten Nistkästen der Regensburger Mauerseglerschule, meistens schon ab dem 25. April von den aus Afrika zurückgekehrten Schulhausvögeln bewohnt.
Jedoch wurde ich von den mir bekannten Mauerseglerfreunden aus Berlin (wer darüber mehr erfahren will, schaue bitte hier nach) schon vorgewarnt: Auch in den anderen europäischen Ländern wartete man ebenfalls bislang vergeblich auf den gewohnten Einflug bzw. auf die allen bekannten "srieh-srieh- Begrüßungsrufe unserer gefiederten Freunde. So oft ich in meinen Mailpostkasten auch schaute, keiner berichtete von einer zum gewohnten Zeitpunkt erfolgten Rückkehr!
Am 21.April erreichte der erste Mauersegler die Stammkolonie von Erich Kaiser in Kronsberg.
Am 23.April flogen erst in Oxford die Lieblingsvögel von Roy Overall ein.
Am 27.April, also erst vier Tage später, verkündete Edward Mayer aus London die Ankunft von nur bisher nur 9 Seglern.
Am 28.April vernahm Hilde Matthes in Ladenburg die allen Mauerseglerschützern bekannten typischen Vogelschreie zum ersten Mal 2011. cAm gleichen Tag rief meine Tochter aus Würzburg an und beruhigte mich mit den Worten: "Endlich sind sie bei uns in Würzburg eingetroffen! Dann dauert es bis zu euch nach Regensburg auch nicht mehr lang!" Schön zu hören, aber trotzdem erschien zum seit Jahren gewohnten 25.4. kein einziger Mauersegler weit und breit. Das war sehr ungewöhnlich bei den sonst seit Jahren stets pünktlich eintreffenden Vögeln! Ungeduldig wartete ich also auf die Rückkehr von Frau Martinet und schaute sehnsüchtig jede frei werdende Minute auf die WebCam. Und tatsächlich am 29.April saß im "Besonderen Nistkasten" um 20.22 Uhr die von uns allen heißersehnte Mauerseglerin in ihrem Nest, befreite ihre Gefieder vom Staub der langen Reise, ruhte sich zwischendurch aus und schlief danach erschöpft ein.
Frau Martinet im Naturnest |
Wann aber würden wohl die Bewohner des Kunstnestes bei uns erscheinen?
Gott sei Dank mussten wir nicht allzu lange bangen, denn schon am 30.April, also am nächsten Tag, saß Frau Herrmann - als ob nichts Außergewöhnliches geschehen wäre - ab 14.52 Uhr in ihrer gewohnten Nistwohnung. Routiniert und seelenruhig brachte sie zuerst einmal ihr Gefieder in Ordnung, ruhte sich dann ebenso wie ihre Nachbarin von den Strapazen der langen Reise aus und begab sich danach schon sehr zeitig (20.04 Uhr) zur Ruhe.
Frau Herrmann im Kunstnest |
Eigentlich hatte zwar mit dem Eintreffen der beiden Mauerseglerdamen unsere MS-Beobachtungssaison begonnen; jedoch fehlten noch die Herren des Hauses! Flogen sie vielleicht langsamer oder hatten sie etwa eine andere Vogelpartnerin gefunden?
Woran konnte es also liegen? Es war ihnen doch wohl nichts zugestoßen?
Die Mauerseglerinnen schienen mir jedoch nicht allzu beunruhigt, denn sie schliefen seelenruhig bis in den späten Morgen hinein, wie die von der Kamera alle 5 Sekunden aufgenommenen Bilder dem Betrachter offenbarten. Ab und zu machten sie nach ihrer Ankunft auch einige, kurze Erkundungsflüge und setzten sich nach ihrer - wie mir schien - gewohnten Runde wieder in ihre Nester, um das Eintreffen der Mauerseglermänner abzuwarten ( es blieb ihnen ja auch nichts anderes übrig!).
Madame Martinet fliegt aus, |
wartet danach weiterhin geduldig |
bis "er" endlich kommt! |
Die Geduld wurde bei Frau Martinet nicht allzu sehr strapaziert! Ihr Kompagnon erschien am 2.Mai um 11.48 Uhr und begrüßte sie gleich - wie schon in den vergangenen Jahren- recht herzlich. Und am Abend sah man die beiden aneinander gekuschelt kuschelte sich gleich zuvorderst in seinen jahrelang gewohnten Aussichtsplatz, um dort sein Gefieder nach der langen Reise ebenfalls zu ordnen. Und Frau Martinet fügte sich ohne zu murren und war wohl nur froh, dass "er" wieder da war.
Herzliche Begrüßung und am Abend Kuschelstunde |
Frau Herrmann musste längere Zeit Geduld aufbringen: Herr Herrmann kam nicht am 1. Mai. Währenddessen konnte man schon in vielen Kästen der Haupt -und Mittelschule sowie Grundschule beobachten, dass weitere Paare sich wiedergefunden hatten. Auch am 2. Mai hielt Frau Herrmann sehnsuchtsvoll Ausschau nach ihrem Partner. Doch vergeblich und sicherlich begab sie sich - wie es schien - traurig allein auf ihren Schlafplatz.
Die gleiche Verhaltensweise zeigte sie auch in den folgenden Tagen bis "er" endlich am 8. Mai, also mit einer Woche Verspätung, genau um 5.45 Uhr morgens in der Frühe, auftauchte.
Kommt er bald? |
Wie lange dauert es denn noch? |
Endlich! |
Aber nicht nur die Mauerseglerin war froh, auch mir fiel ein Stein vom Herzen. Von Tag zu Tag war ich unruhiger geworden und hatte mir immer mehr Sorgen um Herrn Herrmann gemacht. Und immer mehr war ich überzeugt, dass unserem zweiten Mieter nach so langer Zeit doch etwas zugestoßen sein musste auf seinem weiten Weg von Südafrika in die Weltkulturerbestadt Regensburg.
Es ist mir und sicherlich allen anderen Mauerseglerschützern ja bekannt, dass Frau Herrmann sich wohl nach einer gewissen Zeit des Wartens dann einen anderen Vogelmann suchen würde. Das ist in Mauerseglerkreisen üblich, um das Aussterben der eigenen Vogelspezies gar nicht aufkommen zu lassen. Aber etwas wollte mir einfach nicht aus dem Kopf und ließ mich wirklich grübeln: Würde solch eine kleine Mauerseglerin eventuell ebenso wie andere Tiere Schmerz empfinden, wenn der lang gewohnte Partner nicht mehr zurückkommt?
Da ich zu Hause schon über 40 Jahre große und kleine Vögel beherberge, weiß ich inzwischen, dass zumindest unter Heimvögeln eine gewisse Art von (vorsichtig ausgedrückt!) menschlicher Gefühlsregung möglich ist. Vor allem merkt man es dem Tier an, wenn der Partner nicht mehr im gleichen Käfig lebt, sei es vorübergehend wegen Krankheit oder endgültig durch Tod. Dann trauert der/die Partner/in sehr. Es kann sogar vorkommen, dass auch er/sie ebenso krank wird und - im schlimmsten Fall - nicht mehr frisst und stirbt. Interessant wäre es wirklich zu erforschen, wie es sich bei wilden und in Schwärmen lebenden Vögeln, wie z.B. bei unseren Mauerseglern verhält?!
Ich werde dieses Thema mal allgemein im April 2012 beim alle zwei Jahre stattfindenden MS-Seminar meine Mauersegler- und Artenschutzfreunde von Commonswift Worldwide ansprechen; denn viele haben große MS-Kolonien direkt unter dem Dach mit Zugang und haben vielleicht dabei ihre Erfahrungen gemacht.
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