Die Familienplanung beider Mauerseglerfamilien

Nachdem alle Bewohner des "Besonderen Nistkastens" gesund und munter angekommen waren, konnte die Mauerseglerbrutzeit 2011 beginnen. Unter der täglichen WebCam - Aufsicht waren schon bald im Naturnest der Familie Martinet drei wunderschöne Eier als Ergebnis zu bewundern.

Bild 1
1.Ei am 13.5. um 8:18 Uhr
Bild 2
2.Ei am 15.5. um 8:48 Uhr
Bild 3
3.Ei am 18.5. um 16:07 Uhr

Erstaunte mich schon diese Schnelligkeit der Eiablage bei Familie Martinet, so hatte ich bei Familie Herrmann die Vorstellung, dass der sehr viel später eingetroffene Mauerseglervater jetzt unbedingt dabei noch die ihm verloren gegangene Zeit einholen wollte. Gerade nachgeschaut und festgestellt, dass bei den Martinets wieder ein neues Ei lag, so war fast zur selben Zeit bei der anderen Vogelfamilie ebenso eines gelegt worden. Um auch ganz sicher zu gehen, dass ich beim Betrachten nicht vielleicht etwas übersehen oder verwechselt hatte, blätterte ich am Wochenende jeden einzelnen Wochentag mit seiner mir endlos erscheinenden Bilderfülle noch einmal genau durch. Nur so konnte ich sicher gehen, dass mir kein Irrtum unterlaufen war. Ergebnis: Es blieb bei meinen aufgezeichneten Ei-Zeiten.

Bild 4
1.Ei am 15.5. um 8:48 Uhr
Bild 5
2.Ei am 17.5. um 12:45 Uhr
Bild 6
3.Ei am 19.5. um 10:29 Uhr

Hinzugefügt muss noch werden, dass beide Elternpaare in diesem Jahr sehr konsequent und zuverlässig ihre Eier betreuten. Selbst Familie Herrmann, die ja die letzten Jahre oft bei schlechtem Wetter ihre Eier unbedeckt, ja sogar stundenlang alleine ließ, brütete heuer abwechselnd und gewissenhaft und hielt die Eier warm. Vielleicht lag das ja daran, dass es im Jahr 2011 nicht so heiß war wie im Jahr zuvor!?

Ebenso auffallend war - wie bis jetzt jedes Jahr - wie liebevoll (wenn man das so schreiben kann) Vater Martinet sich um seine Frau kümmerte: Sogar spätabends legte er immer seinen Flügel beschützend auf ihren Rücken oder schmiegte sich eng an sie. Bei der anderen Vogelfamilie geschah das wirklich sehr, sehr selten! Tja, auch Vogelmänner verhalten sich anscheinend unterschiedlich!

Auch eine unerwartete Überraschung bot in diesem Jahr Familie Herrmann allen Nestbeobachtern. Jeden Tag saß Frau Herrmann auf ihren drei Eiern und ihr Herr Gemahl unterstützte sie dabei (was er in den vergangenen Jahren ja nicht immer tat!). Und jedes Mal, wenn ich ihre drei Eier sah, freute ich mich und hoffte, dass in diesem Jahr damit alles gut gehen würde.

Jedoch schneller als mir lieb war, bemerkte ich, dass das Schicksal schon seinen Lauf nahm.

Am 27. Mai ist für alle WebCam - Betrachter bis 19:49 Uhr die Welt noch in Ordnung Beide Vogeleltern wechseln sich beim Wärmen brav ab. Dabei kann man stets alle drei Eier sehen. Noch bin auch ich ahnungslos. Das ändert sich aber in der darauffolgenden Nacht.

Bei der "Gesamtbilderkontrolle" fällt mir auf, dass am 28.5. gegen 02:42:55 Uhr ein Ei nicht mehr - wie gewohnt - bei den anderen Eiern liegt, sondern am oberen Nestrand. Gut, dass es - auf welche Weise auch immer - wieder um 3:44:30 Uhr zu den anderen heruntergerollt ist. Das beruhigt mich sehr. Dennoch will ich dieser Sache nachgehen. Misstrauisch verfolge ich auf den im Fünfsekundentakt aufgenommenen Bildern das Geschehen.

Bild 7
2:42:55 Uhr:
Ei am oberen Nestrand
Bild 8
3:44:30 Uhr:
Ei unten im Nest
Bild 9
3:48:25 Uhr:
erneute Rangelei

Bei weiterer Durchsicht stelle ich fest, dass dieses "Spiel" mehrmals in dieser Nacht passiert. Zwischenzeitlich schlafen die Eltern ruhig weiter, als ob nichts geschehen wäre.

Bild 10  Bild 11
Am 28.Mai wechselten nachts ruhige Schlafphasen sekundenschnell mit wildem Gerangel ab

Erst nach mehreren Malen kann ich erkennen, dass der zur Wand sich näher aufhaltende Vogel das Ei anstößt und dies somit ins Nest zurückrollt. Da das öfter passiert, mache ich mir besorgt Gedanken. Einen Tag später ist nichts Ungewöhnliches mehr von diesem Spuk zu bemerken. Hoffnungsvoll gehe ich davon aus, dass dieses wilde "Eiergeschubse" keine schlimmen Folgen hatte und alle drei Eier komplett vorhanden sind. Beide Eltern putzen weiterhin ihr Gefieder, schauen ab und zu neugierig aus ihrem "Fenster zum Hof" und beginnen den Tag, wie wenn nichts gewesen wäre. Der gegenseitige Wechsel beim Brutaustausch geschieht jedoch stets so schnell und geschickt, dass ich absolut nicht erkennen kann, wie viele Eier sich jetzt tatsächlich im Nest befinden. Am Abend bleibt mir nichts anderes übrig als einen Zeitpunkt abzuwarten, an dem ich ins Nest sehen kann.

Bild 12  Bild 13
Der Tag der bitteren Wahrheit!

Erst am 30.7. entdecke ich enttäuscht, dass das dritte Ei tatsächlich endgültig verschwunden ist! Wie und wohin es verschwand, es ist und war einfach nicht mehr nachvollziehbar. Zerbrochene Schalen lagen auch nicht herum. Im Nest befinden sich also nur noch zwei Eier; d.h. Familie Herrmann hat auch in diesem Jahr ein Ei verloren und wird 2011 leider nur zwei junge Mauersegler aufziehen können. Augenblicklich können wir das Rätsel des verschwundenen Ei's leider nicht lösen!

Auch beim Abbau und Säubern des "Besonderen Nistkastens" nach der Mauerseglersaison löste sich das Rätsel nicht. Wir entdeckten keinerlei Eierschalen, irgendwelche Eierreste oder sonstige Spuren vom verschwundenen Ei!

Hoffentlich hat Familie Herrmann in der kommenden, neuen Mauerseglersaison mehr Kinderglück!

zurück Übersicht weiter
Stand: 01.04.2012 20:19
Mauersegler