Die Aufregungen beginnen!

(Bericht vom 13.07. 2004 bis zum 10.08.2004 nach Email-Aufzeichnungen von Arlet Wills, Martin Grund, Kaiser)

Die Hitze ist fürchterlich!
Die Hitze ist fürchterlich!

Mittlerweile ging der Juli zu Ende und das Wetter meinte es sehr gut mit uns, die Tagestemperatur stieg auf ca. 29 Grad. Kollegen, Schüler und ich machten sich große Sorgen, da wir beobachteten, dass jetzt beide Vögel zeitweise sehr unter der Hitze litten.

Folgende Email bekamen wir von unserem Seglerfreund: "Bei den steigenden Temperaturen fällt auf, dass der Brutvogel ganz schwer am hecheln ist, teilweise sitzt der Brutvogel hechelnd neben dem Nest, ein recht untrügliches Kennzeichen überhitzter Nistkästen. Mag sein, dass sie den Wärmestress gerade noch aushalten können, aber da das Gute immer ein Feind des Besseren war und ist, würde ich für nächstes Jahr dem Nistkasten auf jeden Fall ein zusätzliches Dach als Wärmeschutz verpassen. Bei Außentemperaturen von 30 Grad werden bei ungeschützten Nistkästen spielend Innentemperaturen von über 40 Grad erreicht und das ist auch für Mauersegler die Hölle! Es ist ein Merkmal aller gleichwarmen Tiere, dass ab einer Körpertemperatur von oberhalb 40 Grad langsam der letale Bereich beginnt. Da die einzige Öffnung noch dazu unten sitzt, staut sich die Hitze ohne Ende unter der Decke... Die Segler werden einen Sonnenschutz mit einer signifikant höheren Vitalität danken, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!"

Gleichzeitig schickte er uns die Bauanleitung!

Am selben Tag eilten Wills junior und ich ins Einkaufszentrum und besorgten das Nötige für den Bau eines Sonnendachs. Schnell wurde es fertig gestellt und wir begaben uns beide zur Schule. Nun konnte die Montage beginnen. Erst wollten wir noch den Abflug der brütenden Mutter abwarten, aber gerade an diesem Tag wollte sie das Nest nicht verlassen. So mussten wir handeln. Als die erste Schraube reingedreht wurde, flog sie ab und kreiste im Großen Pausenhof, in sicherer Höhe, immer den Kasten beobachtend. Interessant war, dass sich schon nach kurzer Zeit der Mauerseglervater hinzugesellte und nun beide am Himmel ihre Runde drehten. So schnell wie möglich wurden die acht Schrauben des Sonnendachs an den Nistkasten geschraubt. Nachdem diese Arbeit fertig war, schauten wir schnell noch für eine Sekunde ins Nest und konnten darin zwei Eier entdecken. Das war der sichere Beweis, dass die beiden Mauersegler tatsächlich eine Brut angefangen hatten.

Das Sonnendach
Das Sonnendach schützt
2 Eier
Im Nest liegen zwei Eier

Zu Hause beobachteten wir dann, dass nach genau zwei Stunden die Mutter wieder das Nest aufsuchte und alles in Ordnung war. Auch am nächsten Tag konnten wir zufrieden beim Vergleich der Archivbilder mit "Vorher - Nachher", feststellen, dass die Aktion den gewünschten Erfolg gebracht hatte, trotz noch heißer werdenden Sommerwetters.

Unser Mauerseglerfreund meinte nach dieser Aktion, von der wir ihm selbstverständlich berichteten: "Toll, dass tatsächlich 2 Eier drin liegen, mal Daumendrücken, dass was schlüpft. Das wäre eine späte, aber dafür um so schönere Freude!!! Rein rechnerisch würden eventuelle Jungvögel sogar im neuen Schuljahr nach den Sommerferien ausfliegen, oder? Wäre doch toll für die Kinder!"

Ein Kücken
Das Mauerseglerkind ist geboren

Am 5.08.2004 erreichte mich dann folgende Mail von ihm: "Hallo, ich müsste Tomaten auf den Augen haben, wenn ich vorhin nicht ein Seglerküken gesehen habe! Momentan sieht man wohl auch eine Eischale im Vordergrund rumliegen. Glückwunsch!!"

Er hatte Recht gehabt!

Doch schon am 10.08.2004 wurde unsere Freude getrübt, denn Arndt und ich mussten feststellen, dass ein Vogel nicht mehr ins Nest zurückgekehrt war.

Gleichzeitig schrieb uns unser treuer Mauerseglerfreund Martin: "Von 2 Eiern ist ein Junges geschlüpft, aber seit dem Abend des 10. August ist einer der beiden Altvögel verschwunden! Der Verbliebene füttert aber weiter fleißig, morgens macht er so zwischen 6 Uhr und 6.30 einen Ausflug, kehrt dann aber wieder ins Nest zurück; bleibt dort bis ca. 10.30 Uhr und füttert dann im Laufe des Tages ca. 5 Mal. Das Junge wächst augenscheinlich gut und ist vital, soweit man das per Kamera beurteilen kann." Seine Anfrage bei Herrn Kaiser, einem weiteren Mauerseglerexperten, dass "nur ein Altvogel jetzt immerhin schon 4 Tage lang alleine ein Küken versorgt und das Nest nicht aufgibt" beantwortet dieser "Ich habe schon zweimal erlebt, dass ein Segler (er war sogar männlich) nach Verlust seines Partners die Jungen alleine bis zum Ausfliegen versorgt hat. Das war allerdings in der "normalen" Brutzeit, und ich habe ihm auch jeweils nur einen Nestling zugemutet. Ob das allerdings so spät in der Saison auch noch klappt, bleibt abzuwarten! Kaiser".

Die Mutter füttert allein!
Die Mutter füttert allein!

Keine sehr beruhigende Nachricht!

Hinzu kam, dass ich eigentlich am 14.08.2004 mit dem Rest der Familie in den wohlverdienten Sommerferienurlaub nach Frankreich fahren wollte. Es ist selbstverständlich klar, dass man weiterhin die Verantwortung für den "Kleinen" hat, auch wenn man nicht anwesend ist. So beauftragte ich also meinen Sohn die Sachlage täglich zu beobachten und -falls die Mauerseglermutter nicht mehr weiterfüttern würde- sich sofort an meine ehemalige Chefin, Frau Rowinski zu wenden, die ja schon mal den Sirri aufgezogen hatte. Diese würde ihm - da bin ich mir sicher - sofort helfen, wenn Not am Mann wäre oder er müsste den Vogel zur Vogelstation Herrn Büchl's geben. Außerdem würde ich mich täglich von Frankreich aus nach dem Wohlbefinden des Nestlings erkundigen, um - falls erforderlich - ihn seelisch und geistig unterstützen können.

so ging es weiter...

Stand: 07.03.2010 13:50
Mauersegler