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Die Mauerseglersaison 2012 beginnt

Jedes Jahr laufen Mitte April, also vor dem Eintreffen der Mauersegler, verschiedene, einzelne Arbeitstakte ab. Nur bei sorgfältiger Durchführung ist dann für den WebCam- Besucher die Gewähr einer Mitschau der Familienplanung und der Aufzucht unserer beiden Mauerseglerfamilien gewährleistet.

Terminabsprache mit dem Gartenamt / Baumpflege und Einsatznotwendigkeit

Ca. 3 Wochen vor dem Eintreffen unserer Lieblingsvögel, erbitte ich beim Gartenamt der Stadt Regensburg einen Termin wegen Säuberung der Nistkästen an der gesamten Mauerseglerschule.

Gartenamt

Schon bei diesem Akt sind sich Mauerseglerfreunde nicht ganz einig: Muss das überhaupt sein? Mauersegler verschmutzen oder verbauen ihr Nest doch kaum... und dergleichen mehr Reden muss ich mir anhören oder lesen. Alles richtig und schön; aber meine langjährige Erfahrung zeigt, dass z.B. Spatzen oder Wespen sehr gerne unsere Kästen benutzen, um es bei ihrer Überwinterung gemütlich warm zu haben. Manche Vogelarten, vor allem Spatzen beginnen meistens schon vor dem Eintreffen der Mauersegler mit ihrem Kugelnestbau. Sie nützen das spätere Ankommen der Mauersegler aus und besetzen somit die den Mauerseglern zugedachten Wohnmöglichkeiten.

Da an unserer Schule eigentlich bis jetzt jedes Tier gut behandelt wird und wir allen die Chance geben in diesen Nistkästen im Winter ein warmes Plätzchen zu finden, haben wir im Grunde nichts dagegen. Unser Motto: Jedem Tierchen sein Plaisierchen". Nur im Frühjahr hört zumindest für die Spatzen das Entgegenkommen unsererseits auf. Denn wir wollen ja an unserer Schule vor allem Mauerseglerschutz ausüben!

Diese harte Maßnahme ist dringend nötig, denn ein Spatz verbaut unserer Erfahrung nach den gesamten Nistkasten. Einmal vom Spatz in Beschlag genommen und kein eleganter Flieger kann mehr ins Nest!

Der Urgrund liegt darin, dass der Spatz (wie alle anderen Vögel auch) den Vorteil hat alles für den Nestbau zu gebrauchende aufsammeln kann. Egal ob auf dem Boden, im Baum oder sogar in der Luft, er greift sich alles, was nicht niet und nagelfest ist. Das wird dann in einer Menge in den Nistkasten gestopft über die man sich jedes Jahr wieder wundert. Auch kommt da oft der Gedanke auf, wo und wie er bei dieser Menge überhaupt seine Spatzenkinder unterbringen will. Genauso schlimm ist es mit dem Star. Auch er nimmt damit das ganze Nest in beschlag, wenn man nicht eine "Starensperre" einbaut. Man denke nur an unseren ersten Nistkasten-Bewohner!

Um sich vorstellen zu können, wie voll gestopft so ein Mauerseglerkasten sein kann, hier das Beispiel von Willis Starennest sowie ein - den gesamten Nistkasten ausfüllendes !!! - Spatzennest von diesem Jahr. Insgesamt sechs von dieser Sorte wurden bei der diesjährigen Säuberungsaktion entfernt! Und ich kann wahrhaftig versichern, dass man dabei wirklich Kraft braucht, um all die gesammelten "Schätze" aus dem Kasten herauszuzerren.

Willis Nest
Starennest von Willi im Jahr 2004
(Im "Besonderen Nistkasten gibt es inzwischen eine Starensperre!)
Spatzennest
Spatzennest bei der Nistkastensäuberung 2012

Der Mauersegler hingegen verbringt bekannterweise fast sein ganzes Leben in der Luft - außer zur Brutzeit. Er ist also bei seinem Nestbau angewiesen auf alles zurückzugreifen, was in der Luft herumfliegt. Sein Nest fällt dadurch auch sehr bescheiden aus. Es besteht manchmal auch aus sehr bizarren Dingen (Beispiel Bonbonpapierchen). Mithilfe seines klebrigen Speichels fügt er alles, was er findet, in sein Nest ein. Ich erinnere mich noch an die Aufregung, als einer unserer Mauersegler ein Knäuel Angelschnur aus Plastik "toll" für seine Nistplatzgestaltung fand. Diese fast tragisch endende Geschichte beeindruckte die Schüler sehr und sie berichteten im Fach Deutsch wie sie alles miterlebten.

Weiterhin fanden wir vier nur mit Moos ausgepolsterte Nistkästen. Bei einem Nest weiß ich - durch Beobachtungen im letzten Jahr - dass sich in diesem Nistkasten (Gebäudeteil GS / FöZ., zweiter von rechts) bis heute jedes Jahr ein Rotkehlchen aufhält und seine Vogelkinder aufzieht.

An welchen Gebäuden werden jedes Jahr Nistkästen gepflegt?

In diesem Bericht kann sich jeder Leser der Mauerseglerhomepage mittels Fotos und darunter angegebener Anzahl eine Gesamtvorstellung unserer Mauerseglerkolonien auf dem Großen und auf dem Kleinen Pausenhof machen.

Auf dem Großen Pausenhof der Mittelschule und dem Förderzentrum befinden sich im "Gelben Turm" acht Hängekästen. Diese Tatsache geschah damals nicht zur Freude der Architekten und des damaligen Schulleiters. Aber schließundenklich, nach längeren Gesprächen gelang es mir beide Herren zu überzeugen und man gestattete mir im Nebenbau- fast unsichtbar- noch 4 in den Neubau, zwischen den normalen Bausteinen, Innenkästen, einbauen zu lassen. Sie sind so versteckt, dass man sie nur noch erahnen kann, aber nicht fotografieren kann.

Gegenüber, auf dem gleichen Pausenhof, befindet sich das Gebäude der Grundschule und des Förderzentrums. Dieses beherbergt ebenso den "Besonderen Nistkasten", der aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht dort hängt. Hier wurden damals vierzehn Kästen aufgehängt. Im Großen Pausenhof befinden sich also insgesamt 40 Mauerseglerwohnungen!

Mittelschulgebäude
Mittelschulgebäude
mit 8 Hänge- und 4 Innenkästen
Grund- und Förderschulbau
Grund- und Förderschulbau
mit 18 Hängekästen ohne WebCam- Nistkasten
Förderzentrum
Förderzentrum
mit insgesamt 8 Innenkästen

An der Rückwand des Grund- und Förderzentrumsschulbaus wurden noch während des Neubaus vier Einbaukästen verbaut. Doch im Laufe der Zeit zeigte sich, dass gerade diese Einbaukästen zwar als Unterkünfte für Vogelbruten genutzt wurden, jedoch nicht von unseren Mauerseglern. Vor allem Spatzen finden hier stets eine Unterkunft. Diese Nistgelegenheiten können beim besten Willen auch nicht mit dem 23m hohen, neuen Hubsteiger erreicht werden, um sie wieder mauerseglerbewohnbar werden zu lassen. Wir als Vogelschützer akzeptieren diese Situation als Brutmöglichkeit für andere Vögel und haben nichts dagegen!

ohne Kasten  mit Kasten
Der "Besondere Nistkasten" am Gebäude des Förderzentrums und der Grundschule
in der mauerseglerlosen Zeit und in der Mauerseglersaison

Im Kleinen Pausenhof der Grundschulkinder haben wir ebenfalls verschiedene Nistmöglichkeiten aufgehängt.

Vorderfront Grundschule

In der Vorderfront hängen im gelben und roten Teil je 7 Hängekästen, sowie in deren Zwischenwänden je 4 Einbaukästen und 2 Doppelstöcker mit je zwei Quartieren. Dahinter können sogar Fledermäuse nisten. Im Kleinen Pausenhof befinden sich also insgesamt 26 verschiedene Nistkasteneinbauten. Im äußeren roten Wandteil wurden keine Nistkästen angebracht, da sie schwer im Falle eines Falles erreichbar gewesen wären.

Der Hubsteigereinsatz vom Gartenamt der Stadt Regensburg im April 2012

Nachdem das Gartenamt "grünes Licht" signalisiert und uns auch in diesem Jahr den großen, neuen Hubsteiger zur Verfügung stellen würde, einigte man sich auf einen günstigen Termin. Frau Neuger übernahm dieses Jahr diese Aufgabe und ging freundlicherweise auf meinen Vorschlag ein, das Vorhaben heuer eventuell in die Osterferienzeit zu verlegen. Auf diese Weise müsste nämlich auf dem Pausenhof nicht mit herumspringenden Grundschülern gerechnet werden. Wobei - wie ich während meiner aktiven Zeit feststellen konnte - alle Schüler gerne zusahen, wie Herr Wolf und Frau Wills auf dem Hubsteiger die Kästen ausräumten. Prompt erhielt ich von ihr den Anruf, dass es gleich am ersten Ferientag, den 2.April möglich wäre. Auf meine Frage, ob es sich auch nicht um einen verspäteten Aprilscherz handeln würde, lachte sie nur.

Vielen Dank Frau Neuger, dass Sie auch zum Kreis der Mauerseglerfreunde zählen und uns dabei so tüchtig unterstützen!

Außerdem erfuhr ich, dass in den heurigen Osterferien auch der halbjährliche Schulhausputz stattfindet; d.h. dass Herr Schwendtner, Hausmeister von drei Schulen, sich im Haus befindet und uns die Tore zum Großen Pausenhof als auch zum Kleinen Pausenhof öffnen kann und ich mich nicht um den Zutritt sorgen muss. Ein sehr wichtiger Punkt, da ich seit meiner Pensionierung natürlich keinen freien Zugang mehr zu den Schulgebäuden der Hans-Herrmannschule habe!

Eingang
Am Montag den 2.April, ab 7:00 Uhr kommt der große Hubsteiger und
die Tore zum Mittelschul- und Förderschulpausenhof sind geöffnet.

Allerdings war es an diesem Morgen nicht nur ziemlich dunkel, sondern auch ausgesprochen zugig. Ungeduldig wartete ich also auf alle sich im Park nähernden Autos. Zwar erkannte ich einige Autos vom Gartenamt, aber nicht das, welches ich benötigte und sehnlichst erwartete.

Auto
Das ist bestimmt nicht der erwartete Hubsteiger!
Hubsteiger
Doch fünf Minuten später naht schon!

Endlich bog das riesige Hubsteigergefährt um die Ecke. Herr Wolf, bekannt von früheren Nistkästensäuberungen, sowie Herr Menacher fuhren ohne zu zögern auf den Großen Pausenhof und stellten ihr großes Gerät bereit.

Herr Wolf  Herr Menacher  fertig
Herr Wolf und Herr Menacher säubern Die Nistkästen vom Gebäudeteil der Mittelschule

Als erstes fragten mich die Herren: "Wollen Sie jetzt schon mitmachen oder erst später?" Herr Wolf wusste ja von früheren Einsätzen her, dass ich mit Vergnügen die Nistkästen in schwebender Höhe ausräumte. Da ich aber noch mit dem Fotografieren beschäftigt war, verschob ich meinen ersten Einsatz auf das Grund- und Förderschulgebäude und schoss zuerst ein paar Bilder für den Homepagebericht 2012. Herr Schwendtner, der Hausmeister aller Gebäude, hatte uns vorsorglich zwei blaue Säcke für alle eventuell möglichen Nestabfälle zur Verfügung gestellt und die Säuberungsarbeit konnte beginnen. Da diese Nester tatsächlich alle nur von Mauerseglern besetzt waren, ergab sich in diesem Gebäude fast überhaupt kein Abfall. Dann ging's gleich weiter zum gemeinsamen Grundschul- und Förderzentrumsgebäude.

Vorderfront  Vorderfront  winken
Die gesamte Vorderseite vom gemeinsamen Grundschul- und Förderzentrumsgebäude bis um die Ecke wurde untersucht!

Jeder Kastendeckel wurde abgeschraubt, ins Nest hineingelangt, dabei dessen Zustand überprüft und eventuell darin verbleibende alte Streu herausgeholt. Danach wurde der Kasten wieder fest mit dem Deckel verschlossen. Wir untersuchten alle Nistkästen vom Anfang bis zum Ende dieses Gebäudes. Erstaunlicherweise war in diesem Jahr auffallend auch wenig Abfall darin zu finden. In den letzten Jahren holten wir nämlich nicht nur Ästchen, vertrocknetes Laub oder Kunststoffstücke, sondern auch Wespennester, Eierschalen oder einmal sogar einen mumifizierten Mauersegler heraus.

Um die Ecke, am rechten, zugänglichen Seitenteil dieses Gebäudes, befinden sich die vier am schwersten zugänglichen Nester. Beim Einparken des Hubsteigers wird hier sehr großes Geschick von Herrn Wolf verlangt, da wegen des Schulhauseinganges und den daneben stehenden hohen Bäumen fast keine Parkmöglichkeit für das große Fahrzeug vorhanden ist. Notwendig ist aber gerade hier die Säuberung, denn seit Jahren belegen zwei Spatzenpaare die zwei außen liegenden, eingebauten Niststeine. Im letzten Jahr mussten wir den laut schimpfenden Spatz tatsächlich wegjagen, denn er verteidigte mannhaft sein Nest. Trotz seines auch in diesem Jahr lauten Protestes, waren beide Spatzennester schnell ausgeräumt. Bei den zwei daneben liegenden, eingemauerten Kästen fanden wir nur Mauerseglernester; d.h. man musste da nichts herausräumen. Die dort hausenden Mauersegler hatten nur ihre Nestmulden gebaut, sie sorgsam mit aus in der Luft herumfliegenden Naturmaterial verstärkt und mithilfe ihres klebrigen Speichels zusammen gekittet. Vor einer Bekannten, die auch Mauerseglerschützerin ist, erhielt ich vor Jahren drei wunderschöne Mauerseglernester, die sie mir zur Verfügung stellte, um im Unterricht zu zeigen, dass Mauersegler auch ausgiebig und mit viel Liebe Nester bauen können. Auch ich habe schon öfter in unserer Mauerseglerkolonie solche Nester erfühlt bzw. gesehen. Aber ich brachte es nicht übers Herz sie herauszunehmen: Denn derjenige Mauersegler, der wieder in dieses Nest zurückkommt müsste dann ja wieder anfangen zu bauen. Und das wollte ich ihm ersparen!

Nester  Nest
Meine Mauerseglernestersammlung mit Mauerseglereiern.

Danach verließen wir alle den Großen Pausenhof, um die Nistkästen des Kleinen Pausenhofes zu inspizieren bzw. zu säubern. Wir begannen mit dem roten Gebäude der Grundschule und säuberten bis zum Glasgang alle Kästen.

Grundschule  Grundschule
Vom roten Gebäudeteil zum gelben Gebäudeteil der Grundschule brauchten wir nur eine halbe Stunde.

Da in diesem Jahr fast alle Nester sauber waren und nicht - wie so oft in den letzten Jahren- durch fremde Nestbewohner verunreinigt - hatte Herr Wolf noch ein besonderes "Schmankerl" für mich. "Die Gebäudehöhe ist für dieses Hubsteigergerät ja nur eine Kleinigkeit! In ihm stecken ja noch ganz andere Möglichkeiten!" Kaum ausgesprochen, bewegte sich der Arm des Hubsteigers höher und immer höher. "Wir sind jetzt auf 23,7m Höhe" bemerkte er stolz und freute sich darüber, dass ich keine Angst hatte. Er hatte schon andere Leute erlebt, die eben nicht schwindelfrei und - wie er erzählte - gottfroh waren, wenn sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

Da ich die Kamera unten auf dem Pausenhof gelassen hatte, konnte von diesem Abenteuer ein - wie ich finde- beeindruckendes Bild geschossen werden.

hoch  sehr hoch
Herr Wolf und ich in 23,7m Höhe über der Grundschule

Damit war unser Putztag beendet. In diesem Jahr hatten wir 6 Sperlingsnester und 4 mit Moos ausgepolsterte Nistkästen zu verzeichnen. Ich vermute, dass das zuletzt genannte Material durch eine andere Vogelart angeschleppt worden war, denn in einem dieser so ausgestatteten Nistkästen brütete jedes Jahr ein Rotschwänzchen. Eventuell war bei den drei anderen ebenso ein Fremdbrüter, den wir aber in der Fülle der herumschwirrenden Mauersegler nicht bemerkten. Aber wie schon erwähnt, das wird von uns selbstverständlich auch geduldet!

Zum ersten Mal war der Müllsack in diesem Jahr nicht einmal zur Hälfte voll geworden: Ein wahrhaft gutes Zeichen, denn nur in 6 Nestern konnte man kein Mauerseglernest finden. Auffallend war auch, dass die meisten dieser Mauerseglernester nicht sehr üppig von ihren Bewohnern ausgestattet worden waren - was den Ausbau der Nestmulde betrifft. Mir scheint, dass unsere Segler sehr genügsam sind und sich schon über eine trockene sowie für ihre Verhältnisse große Nistfläche mit Dach überm Kopf freuen.

Der Sack wurde beim Hausmeister der Schule abgegeben, beide Herren vom Gartenamt verabschiedeten sich von mir und versicherten mir, dass sie sich schon auf die im nächsten Jahr wieder stattfindende Zusammenarbeit mit der Mauerseglerschule freuen würden. Dann verließen sie mit ihrem riesigen Gefährt die Schule.

Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

Stand: 01.05.2012 21:59
Mauersegler