"Die Seele der Kinder für Vögel öffnen"
Jeder, der diese Überschrift des im März 2013 erschienenen Artikels in der Mittelbayerischen Zeitung hört oder liest, fragt sich natürlich, was damit wohl gemeint ist und wie das funktionieren soll. Aber schon nach einigen Zeilen wird dem Leser sicherlich klar werden, dass ich mit dem Unterricht über Vögel die Idee verfolge, bei Schulkindern - egal welchen Alters - Gefühle, Zuneigung und Interesse für Vögel und somit gleichermaßen für Tiere anzubahnen.
Unterstützt werde ich zudem von der Tatsache, dass in den einzelnen Pausenhöfen meiner früheren Schule, 68 Mauersegler-Nistkästen auf meine Veranlassung aufgehängt wurden. Inzwischen beherbergen wir dort eine stattliche Mauerseglerkolonie, die vor allem durch die Beobachtungsmöglichkeit von zwei Nistpaaren mittels einer während der gesamten Brutzeit laufenden Webcam in Vogelkreisen und anderen Schulen bekannt ist und genutzt wird.
Auch nach meiner Pensionierung endete mein Versuch nicht, Grundschulkindern nicht nur Wissen und Kenntnisse, sondern gleichzeitig auch Gefühle für Tiere innerhalb ihrer täglichen Umgebung zu vermitteln. Bei älteren Schülern kommt noch die Einsicht hinzu, dass das Wohl und Elend von Tieren im Allgemeinen stark abhängt vom Handeln und Schutz des Menschen. Im Sinn habe ich dabei selbstverständlich auch die praktische Umsetzung des Tierschutzes im Möglichkeitsbereich von Schülern.
"Warum und wie aber versuche ich dies im Unterricht umzusetzen?" Ausgangspunkt war eine kleine Episode, die sich auf dem Pausenhof meiner früheren Schule abspielte. Zufällig wurde ich Zeuge eines Mutter-Tochtergespräches: Beide betrachteten beim Vorbeigehen längere Zeit einen schwarzen Vogel, der eifrig dort etwas aufpickte. Die Kleine wollte den Namen des Vogels wissen; die Mutter zögerte und antwortete dann: "Wenn der Vogel jetzt einen gelben Schnabel hätte, würde ich sagen, dass es eine Amsel ist." "Aber er hat ja einen schwarzen Schnabel", erwiderte die Kleine. "Ist es dann keine Amsel?" Da beide keine endgültige Lösung fanden, erklärte ich ihnen kurz, dass es sich um eine Amseldame und nicht um einen Amselherrn handle. Erfreut und um eine Erkenntnis reicher gingen beide zufrieden weiter. Über diesen kleinen Vorfall im Januar dieses Jahres, dachte ich nach und hatte folgende Idee:
Wenn es schon schwierig war eine Amsel zu erkennen bzw. zu benennen, was würde dann bei den vielen anderen Vögeln, die es rund um unser Schulhaus und überall gab, herauskommen?" So beschloss ich in der nächsten Sitzung beim Landesbund für Vogelschutz meine Idee eines Wintervögelunterrichts vorzuschlagen. Für den Gedanken die Regensburger Volksschulen anzuschreiben und ihnen anzubieten durch mich die örtlichen Wintervögel näher kennen zu lernen, zeigte man sich beim LBV sehr aufgeschlossen! Der erste Vorsitzende, Herr Seidemann, verfasste einen offiziellen Brief, sandte ihn an alle Regensburger Grundschulen mit der Bitte sich zu melden, wenn Klassen ihrer Schule daran interessiert seien eine "Vogelunterweisung" zu erhalten. Diese sollte innerhalb vier Wochen mit insgesamt 8 Stunden pro Klasse durchgeführt werden.
Fazit: Es meldeten sich kurz darauf sofort zwei Schulen mit je zwei Klassen: Die Hans- Herrmann- GS mit beiden zweiten und die Kreuzschule mit beiden dritten Klassen.
Den Anfang bildeten Mitte Februar Montags in den ersten beiden Stunden die Klasse 2a und anschließend daran die Klasse 2b. Ganz bewusst hatten wir nicht vor den eigentlich inhaltlich gleich ablaufenden Unterricht beider Klassen zusammenzulegen: Erstens wären damit zu viele Kinder auf kleinem Raum zusammen und zweitens somit keine persönliche Unterweisung mehr möglich gewesen, wie z.B. die Beachtung der jeder Klasse eigenen Art in der Unterrichtsaufnahme mit einer ihnen unbekannten Person. Für den Leser berichte ich über den Unterrichtsablauf von insgesamt 4 Doppelstunden für alle Klassen aber nicht getrennt, sondern zusammenfassend; ist er doch im Grunde genommen insgesamt inhaltlich ähnlich, wenn auch in den höheren Klassen etwas ausführlicher.
- 1. und 2. Stunde: Vorstellung meiner Person und Hinführung zur Vogelkunde
- 3. und 4. Stunde: Beschreibung bekannter Vögel bzw. Kennenlernen neuer Vögel
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5. und 6. Stunde: Verschiedene Möglichkeiten des Erkennen bzw. Beschreibens,
Unterscheidung von Standvögeln und Zugvögeln - 7. und 8. Stunde: Gesamtwiederholung mittels einiger Spiele sowie mögliche Schutzmaßnahmen im Winter