Brüten und Bruthitze
So stürmisch es zuging, als das Paar dabei war, sich gegenseitig kennen zu lernen und sich aneinander zu gewöhnen, so gemessen und in unseren Augen friedlich-rücksichtsvoll verhalten sich beide Vögel miteinander bei ihrer neuen Aufgabe des abwechselnden Brutgeschäfts, das die Kamera als geradezu vorbildliche Sorge der beiden um ihr gemeinsames Gelege festhält.
Grundsätzlich sind nachts beide Vögel in der Bruthöhle, meistens wird dabei der die Eier bedeckende Segler - vermutlich ist es das Weibchen - mit einem Teil des Flügels des anderen Elternvogels, der sich eng ankuschelt, schützend bedeckt. Durch das Bildmaterial nicht zu ermitteln ist die Frage, ob sich die beiden Segler in dieser Rollenverteilung nachts abwechseln. Arlet Wills konnte ihren eigenen Aussagen zufolge aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung mit den Webcam-Aufnahmen die Brutpartner nicht selten voneinander unterscheiden; solche Fähigkeit fehlt dem Verfasser dieses Ersatz-Berichts leider als Grundlage für ein genaueres Deuten.
Der Tag beginnt sehr früh mit einem kürzeren Ausflug eines der beiden, der - wenn er recht bald wieder zurück ist - das Bebrüten fortsetzt und dem Partnervogel damit Gelegenheit gibt, seinerseits nun auszufliegen, was dieser meistens zu einem schon etwas ausgedehnteren Außenaufenthalt nutzt, um sich mit Nahrung zu versorgen.
Im weiteren Tagesverlauf erfolgen Abwechslungsphasen bei unserem Brutpaar meistens zwischen knapp einer und etwas mehr als zwei Stunden, wobei sicherlich die in der Luft vorhandene Nahrungsmenge eine Rolle spielt, die ja nicht nur mit der Tageszeit, sondern stark auch mit dem Wetter schwankt.
An drei genauer ausgewerteten Tagen vom 1. bis 3. Juli - also in der Mitte der Brutzeit des Paares - sind zwischen acht und elf Brutwechsel erkennbar, wobei es den Anschein hat, dass es ein und derselbe Segler ist, der den Durchschnitt der Zeit des Außenaufenthaltes häufiger ganz deutlich unterschreitet. Man könnte sich gut vorstellen, dass es sich dabei um das Weibchen handelt. Dabei zeigt sich das Brutverhalten immer in der uns aus den Live-Übertragungen der Nistkasten-Kameras bekannten Form: Ruhephasen, in denen der Vogel - oft mit gesträubtem Nacken- und Rückengefieder - mehr oder weniger gebeugt die Nestmulde bedeckt, wechseln sich ab mit Phasen intensiver Gefiederpflege, die wohl auch dazu genutzt wird, das Blutsaugen der Lausfliegen abzuwehren (durch den Standbildcharakter des Bild-Materials allerdings nicht mit Sicherheit als solches erkennbar).
Schon eine flüchtige Betrachtung der Aufnahmen macht deutlich, dass das Gelege bis zum 4. Juli so gut wie nie unbedeckt bleibt; und auch eine genaue Auswertung erweist, dass dieser Schutz des Geleges Eindringlingen gegenüber tatsächlich bis dahin immer besteht, auch wenn es in diesen Sommertagen bestimmt schon einmal die eine oder andere Stunde gegeben haben wird, in der die angebrüteten Eier ohne Gefahr für den nötigen Wärmeerhalt durchaus unbedeckt hätten bleiben können. Denn die oft lange Zeit hindurch geöffneten Schnäbel der abwechselnd Brütenden lassen darauf schließen, dass es öfter im Kasten schon ganz schön warm geworden sein muss - Bruthitze eben!
Am 4.Juli wird das besonders deutlich. Auffällig verringert sich am Nachmittag der Anteil der Zeit, die der jeweilig brütende Segler im Kasten mit der Gefiederpflege zubringt. Es scheint, als werde alles vermieden, was irgendwie Anstrengung bedeuten könnte. Ein großer Teil der Bilder zeigt den Vogel mit geöffnetem Schnabel, immer wieder wird das Gelege verlassen und ein Aufenthalt direkt im etwas luftigeren Fluglochbereich gewählt.
 Offener Schnabel gegen die Hitze |
 Letzter Brutwechsel vorm Verhängnis |
Nachdem um 15.50 Uhr noch einmal ein Brutwechsel stattgefunden hatte, harrt der im Kasten verbleibende Segler zunehmend merklich gestresst und nach vielfachem Aufenthalt im Fluglochbereich - wo er zuletzt wohl auch Ausschau nach der fälligen Ablösung halten mochte - noch bis gegen 18.10 Uhr aus und verlässt dann die Bruthöhle, die beiden glänzend weißen Eier-Ovale sich selbst überlassend.
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