Vom Einzelkind zur Halbwaise

Von der Spatzenattacke und den Folgen erholen sich die beiden Altvögel recht schnell und kehren glücklicherweise zu einem geregelten abwechselnden Bebrüten des übrig gebliebenen Eies zurück, so dass das freudige Ereignis dann auch nicht mehr lange auf sich warten lässt. Eva kann am 8. Juli um 8.48 Uhr (wie hat sie das nur geschafft?) im Gästebuch den vollzogenen Schlupf bekannt geben, der 8.47.20 Uhr an einer Eierschalenhälfte und fünf Sekunden später durch einen Teil des Kükens selber sichtbar wird. Das Kleine beginnt sich sofort robust zu bewegen und scheint - natürlich ohne sehen zu können - mehrfasch von der Eierschalenhälfte fasziniert zu sein, worin es fast drei Wochen lang hauste.

Bild 1
Sucht mich! Wo bin ich wohl?
Bild 2
Und da soll ich mal reingepasst haben!?

Bis zum 10. Juli kann sich das Küken seines Lebens ausnahmslos freuen, von den Eltern doppelt konkurrenzlos gefüttert. Kein Geschwisterchen und auch offenbar keine Lausfliege isst von der wetterbedingt reichlichen Insektennahrung etwas weg. Und alleine muss es sich auch kaum je fühlen, denn fast immer ist wenigstens ein Elternteil bei ihm, und zur Nachtzeit sind es grundsätzlich beide, die ihm Gesellschaft leisten, es pflegen, wärmen und beschützen.

Das ändert sich offenbar am 10. Juli; die hierzu wieder nur im Minutenrhythmus vorliegenden Bilder lassen keine andere Deutung zu, als dass ab 13 Uhr nur noch ein- und derselbe Altvogel zu dem Küken in die Höhle kommt.

Bild 3
Abschiedsbild
Bild 4
Die beiden Verlassenen

Wenige Minuten vor Mitternacht sieht man diesen Altvogel mit weit gesperrtem Schnabel, fast könnte man vermuten, er wolle den Partner aus der Nachbarhöhle herbeizitieren, die aber ist zu dieser Zeit leer. Er hat wohl doch nur gegähnt.

Bild 5
Schrei oder Gähnen?

Wenn es ein Sehnsuchtsschrei war, so bleibt der bis zum Rest der Nacht erfolglos, und auch am gesamten nächsten Tag, dem 11. Juli, ändert sich daran nichts mehr.

Der übrig gebliebene Altvogel könnte seinem Einzelkind sicher genügend Futter herbeischaffen, er würde das Küken dabei aber nicht zugleich auch so ausgiebig hudern, wie das besonders in der ersten Lebenswoche der Geschlüpften meistens geschieht und wohl auch für ihr Gedeihen nötig ist. Sechsmal verlässt er am 11. Juli die Höhle und seinen Winzling, und er bleibt zwischen 20 Minuten und einer Stunde draußen, so dass - wie auch von Helmut an diesem Tag gemeldet - das Küken mehrfach gut zu sehen und dabei in offenbar guter Verfassung, aber eben allein im Nest ist, und das bedeutet auch: ohne bei Kälte schützend gewärmt zu werden.

Wieder ist es zuerst Eva, die im Gästebuch am 12. Juli auf die ihr in der Nacht zuvor aufgefallene neue Lage des fehlenden zweiten Altvogels aufmerksam macht, wobei für sie aber noch nicht das grundsätzliche Fehlen erkennbar ist.

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Stand: 31.07.2015 14:34
Mauersegler