Ein neuer Brutpartner
Tini macht am Morgen des 13. Juli im Gästebuch darauf aufmerksam, dass ein Altvogel jetzt in der linken Höhle zu sehen sei, und wenige Minuten später versucht Arlet Wills in ihrem oben bereits angesprochenen Eintrag eine Erklärung: Vielleicht sei das der verloren gegangene Vater, der sich vor der Fütterungsarbeit drücke, meint sie.
Eine andere Auslegung wäre wahrscheinlicher: Ein neuer potentieller Brutpartner wittert die Chance, den am 10 Juli "verloren Gegangenen", ersetzen zu können und ist auf den Plan getreten. Er hält sich dazu in der linken, der Nachbarhöhle auf, vielleicht weil der andere ihn noch nicht zu sich in die rechte Höhle hinein lässt, die er zuvor, als niemand sonst darin war, wohl schon einmal aufgesucht hat.
 Fremd hier? |
 Komisches Ding da! |
Jedenfalls legt das ein Vergleich verschiedener Bildsequenzen des 13. Juli nahe. Danach vermittelt uns der Segler, der sich ab 8.17 Uhr in der rechten Höhle aufhält, deutlich mehr Anzeichen einer gewissen Fremdheit in dieser Umgebung als derjenige, der zuvor ausflog. Der möglicherweise "Neue" drückt sich z.B. in die hinteren Ecken, hält sich vorzugsweise von der Nestmulde entfernt im rechten Bereich der Höhle auf oder aber blickt, wie im linken Kasten um 11.44 Uhr, unsicher direkt in die Kamera, wohl weil er diesem ungewohnt blinkenden Ding mit erhöhter Vorsicht begegnet. Bei allem zeigt er meistens eine inspizierende Bewegungsaktivität. Diese Verhaltensweisen sind mir aus eigenen Nistkasten-Videos von Mauerseglern, die neu in einer Höhle sind, als typische in Erinnerung.
Auf die mit Arlet Wills' Gästebucheintrag aufgeworfene Frage nach dem Geschlecht dieses Neuen kann ich aus dem hier zu Beobachtenden sowie aus meinem Theoriewissen heraus nicht mehr als spekulativ antworten und lasse das also lieber offen.
Nicht offen bleiben muss aber die Frage, ob nach dem Verschwinden des Kükens aus der rechten Höhle in beiden Höhlen zusammen gleichzeitig tatsächlich nie mehr als zwei Altvögeln zu sehen sind oder ob vielleicht doch noch weitere Segler mit im Spiel sind ( abgesehen von dem Spatzentier, das sich noch zweimal Zugang verschafft).
Aus meiner genauen zeitlich gegliederten Erfassung der Segler-Anwesenheit in beiden Höhlen geht einwandfrei hervor, dass es sich in der Tat zu keinem von dem Bildmaterial erfassten Zeitpunkt um mehr als zwei Mauersegler handelt, und mehr noch: dass häufiger auch ein recht rascher Wechsel eines Vogels von einer zur anderen Höhle stattfindet und ein Wechsel sogar vereinzelt auch als Verfolgung des einen durch den anderen, von beiden Seglern also gemeinsam, vollzogen wird, nachdem beide schon vertrauter im Umgang miteinander geworden sind.
Als sich beide Vögel am 14. Juli zum ersten Mal gemeinsam in einer Höhle, und zwar in der linken, dem "Mauerseglernest" also, aufhalten, ist von Vertrautheit noch nichts zu erkennen. Wieder findet dieser Gewöhnungsprozess wie der zu Beginn der Saison sehr hand- oder besser krallengreiflich statt.
 Kampf statt Tanz |
 Unscharf ist nur das Bild |
Wenige Stunden später, um 12.32 Uhr, sieht das aber schon ganz anders aus. Das beste Mittel zur Besänftigung bei Mauerseglers, das Kraulen besonders an Hals und Kopf, verfehlt auch diesmal nicht seine Wunderwirkung, und die Bilder zeigen immer häufiger schon so etwas wie ein Einlassen aufeinander.
 Das beste Mittel |
 Ohne Worte verständlich |
Am 15. Juli findet die Fortsetzung dieses gegenseitigen Verwöhnens wie selbstverständlich in der rechten Höhle statt (Eva meldet im Gästebuch um 8.46 Uhr zwei Segler in dieser Höhle) und nimmt an den Folgetagen immer wieder viel Zeit des gemeinsamen Aufenthaltes auch in der linken Höhle Anspruch, aus der Helmut am 17. Juli die beiden um 10.10 Uhr meldet. Am 24. Juli präsentiert das neue Paar sich vor seiner Abreise ein letztes Mal unseren Augen in der gewonnenen Vertrautheit miteinander, und zwar in der rechten Höhle, um sich wenige Minuten später, um 9.39 Uhr, von uns und dem "Besonderen Nistkasten" endgültig zu verabschieden.
 Abschied vom "Besonderen Nistkasten" und von uns |
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