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Frühjahrsputz 2013 in der Mauerseglerschule

Augenblicklich schaue ich aus dem Fenster, dann auf den diesjährigen Kalender: Heute ist Montag, der 11. März.

Ende der Woche werden die jährlichen Osterferien beginnen. Das ist für mich das Signal bzw.der Zeitpunkt mich - wie jedes Jahr - mit der Vorplanung der Nistkastensäuberung unserer Mauerseglerkästen sowie der Aufhängung des "Besonderen Nistkastens" und ebenfalls der neuen Einrichtung der WebCam zu beschäftigen.

Welche Schritte müsste ich hierzu noch vor den Osterferien regeln:

Nach Absprache mit dem Hausmeister der gesamten Schulanlage, Herrn Schwendtner, der dies ja nun auch schon das 10. Jahr mitmacht, konnte ich gleich ab Mittwoch den 3. April ab 7:00 Morgens beginnen. Mit dem Gartenamt ging es nicht so schnell, da ich erst den Nachfolger von Herrn Schoppelrey erkunden musste. Aber Internet macht's möglich und ich lernte Frau Neuger kennen, die jetzt für mich zuständig ist. Nach einer kurzen Erklärung und dringlicher Bitte mir zu helfen, rief sie mich ein paar Tage später an und ich erfuhr, dass ich ab 8.00 Uhr nach den Osterfeiertagen die Kästen aller Pausenhöfe säubern könne.

Das passte wunderbar: Denn während der Nistkastensäuberung könnte mein Sohn sich gleichzeitig um die neue Verkabelung der WebCam mit dem gesponserten Fernsehapparat von Tom Aumer kümmern. Vor den Ferien hatte ich zu allem "Glück" noch erfahren, dass der Computerraum im Förderzentrum inzwischen völlig neu eingerichtet wurde und dass eine Firma aus Erfurt die gesamte Regelung des PC-Betriebs übernommen hatte.

Zusätzlich war inzwischen auch noch der mir seit Jahren bekannte, Internet erfahrene und stets hilfreiche Kollege Herr Galhuber in Pension gegangen!

Bei so viel Veränderungen wagte ich einen Anruf bei der Abteilung Schulentwicklung / EDV-Betreuung. Hier ergab sich, dass Herr Holzbauer im Urlaub war und mir jetzt auch sonst niemand helfen könnte. Insofern gestaltete sich die Kabelverlegung und Neueinrichtung des WebCamServers heuer äußerst schwierig, zumal die Mauersegler evtl. wegen des sich hinziehenden Winters eventuell nicht zur gewohnten Zeit gegen Ende April sondern früher kommen könnten.

Und das Wetter war alles andere, aber nicht gerade frühlingshaft!

Winter  Winter
Schnee und Kälte vor den Osterfeiertagen und nach den Osterfeiertagen!

Da mussten wir wohl noch ein bisschen warten, aber es sollte ja im Laufe der Woche besser werden!

In diesem Jahr entwickelte sich halt alles nicht gerade positiv bzw. arbeitserleichternd!

Dennoch hoffte ich, dass nach den Feiertagen schon die Nistkastensäuberung irgendwie in die Reihe gebracht werden konnte.

Den positiven Anfang machte dann die neue Chefin des Städt. Gartenamtes mit der Ansage, dass der Hubsteiger am Mittwoch, den 3.April um 8.00 Uhr auf mich warten würde vor den Toren der Hans-Herrmann-Mittelschule.

Weiterhin verlief das Telefongespräch mit Amt 40 auch erfreulich. Überraschend meldete sich Herr Fuchs bei mir und ich konnte ihm sogleich die neue Situation durch die von der Feuerwehr angeordnete Verlegung des WebCam- Mitschaufernsehers erklären. Dies musste vom Flur in ein Schulzimmer hinein auch noch während der Ferien geschehen. Nur so wäre pünktlich zum Erscheinen unserer Lieblingsvögel alles zur Mitschau im Klassenzimmer für die naturbegeisterten Schüler bereit. Herr Fuchs setzte gerade an mir telefonisch einige elektronische Begriffe zu vermitteln, stoppte aber sofort als ich ihm meine völlige Unkenntnis bezüglich PC-Wissens erläuterte und ihm erklärte: Es sei besser, wenn er sich mit meinem Sohn unterhielte, der bislang mit Herrn Holzbauer die Elektronik bearbeitet hatte. Endergebnis: Gleich am Montag nach Ostern sollten wir uns mit Herrn Holzbauer über die neue Kabelverlegung und Account-Einrichtung telefonisch absprechen.

Frohen Mutes fuhren mein Sohn und ich um 7.00 Uhr am Morgen vor das Schultor, luden unser Mauerseglergepäck auf einen Rollwagen und jeder begab sich an seinen Ort des Schaffens. Herr Wills Junior in das Nistkastenzimmer, um dort nach den Installationen der WebCam mit dem vorhandenen PC den "Besonderen Nistkasten" mit der WebCam herzurichten und dann aufzuhängen. Hier nur einige Bilder, die ich gegen den Willen meines Sohnes schoss, um sich nur in etwa vorstellen zu können, was jedes Jahr dabei ablief.

Rollwagen  einrichten
Alles was wir brauchen wird in den 4. Stock getragen! Dann wird der Monitor bzw. die Gesamtelektronik einsatzmäßig eingerichtet

Am Schluss, wenn alles eingerichtet ist, folgt ein Kraftakt: Der Kasten wird an der Außenwand angehängt!

aufhängen
Der Balanceakt beim Aufhängen des superschweren WebCam Nistkastens.

Gerne hätte ich noch mehr Fotos der einzelnen Arbeitsschritte gemacht, jedoch musste ich ja so schnell wie möglich zum Pausenhofeingang der Mittelschule im Hans-Herrmann-Park, um dort den Hubsteiger in Empfang zu nehmen. Aber ich denke, dass jeder jetzt weiß, dass das jedes Jahr wiederkehrende Aufstellen, Anschließen und Starten der Kamera nicht in fünf Minuten passiert. An dieser Stelle - weil nachgefragt wurde - zur Klärung: Auch mein Sohn macht das ehrenamtlich!

Und dann stand ich dann um 7.00 Uhr, pünktlich vor den Toren des Mittelschulpausenhofes. Aber weit und breit war kein Hubsteiger zu sehen. Außerdem war es dunkel, ekelhaft kalt und mir kamen zum ersten Mal Zweifel, ob ich auch die Uhrzeit richtig verstanden hatte!

Warten auf Hubsteiger  Hubsteiger kommt
Ja wo bleiben sie denn? Endlich! Ich hatte schon an der Treffpunktzeit gezweifelt!

Aber ich schaute nur in die falsche Ecke! Denn dieses Mal kam das Riesengefährt von der Isarstraße her. Schnell wurde das Tor geöffnet, Herr Ferstl - seit fast 10 Jahren dabei - und Herr Filchner (zum ersten Mal) fuhren routiniert an unsere Anfangsparkstelle, also an die Stelle, die wirklich sehr schwer vor dem Gebäude des Förderzentrums bzw.der Grundschule zu erreichen ist

Einfahrt  Beginn
Hier der beeindruckende Hubsteiger der Stadt, welcher tatsächlich alle Winkel erreichen kann!

Und ehe ich mich versah, erreichten wir schon die oberste Stelle dieses Gebäudes. Natürlich war ich ebenfalls oben, während Herr Filchner unten stand und die Sicherung des Fahrwerks übernahm. Da Herr Ferstl und ich schon ein eingespieltes Team waren, ging alles sehr schnell vor sich. Er drehte die Kastenverschlüsse heraus, ich schaute ins Nest und holte - wenn es nötig war - Unrat in Form von Streu oder vom Nestbewohner zum Nestbau verwendetes Kunststoffmaterial heraus. Dann wurde das "Tor" wieder geschlossen und Herr Ferstl platzierte den Hubsteigerarm ein Nest weiter. Wir hatten auch vom Hausmeister extra einen Müllsack mitbekommen, in den wir eventuelle Abfälle reinwerfen bzw. entsorgen konnten.

Höchster Punkt  Frau Wills in der Luft
Der schwierigste Teil mit vier eingebauten, um die Ecke liegenden Einbaunistkästen in einer Höhe von ca.26 m.

An dieser Hauswand waren alle Nester in Ordnung und nicht - wie z.B. damals 2003 ein Ballen Anglerschnur, in dem einer unserer Mauersegler beim Brüten in Not kam.

Auch fanden wir in diesem Jahr im letzten Nistkasten keinerlei Spatzenstreu. Es lag wohl daran, dass wir in den letzten 4 Jahren stets dieses Nest ausgeräumt hatten und es dem Spatz inzwischen zu ungemütlich wurde, jedes Jahr wieder neu anzufangen!

Dann ging es zur Vorderfront des Gebäudes, in dem Grundschule und Josef-Muthschule einen Teil ihrer Klassenzimmer haben. Hier ging die Arbeit flott voran, denn fast alle Nester waren sauber und in Ordnung. Nur der zweite Kasten von rechts war - wie jedes Jahr - mit dem Nest eines Rotschwänzchens ausgestattet. Das wurde von Anfang an nicht entfernt, denn treue Mieter soll man halten.

Ort der WebCam  Kasten des Rotschwänzchens
Der WebCamkasten wurde noch am gleichen Tag an der leeren Stelle aufgehängt.
Der zweite Kasten von rechts beherbergt jedes Jahr unser Rotschwänzchen.

Nachdem hier alle Nester gesichtet und gesäubert waren, ging es weiter zum Neubau der Mittelschule. Wir starteten bei den oberen vier Nistkästen, bearbeiteten dann die mittleren und gleich danach die zwei unteren Etagen.

Mittelschule  Mittelschule  Mittelschule
Neubau der Mittelschule mit seinen 12 Nistkästen

In diesem Jahr waren alle Nester tipptopp, d.h. keinerlei überflüssiges Material in den Mauerseglerkästen, so dass wir überraschend schnell mit der Säuberung dieser MS-Nistkastenabteilung fertig wurden. Unser dritter Mitarbeiter war darüber sehr erstaunt, schoss aber als Beweismittel schnell ein Foto von uns, um allen Lesern zu zeigen, dass wir wirklich dort die Säuberung durchgeführt hatten!

Fertig
"Fertig!" Hier der Schnappschuss als Beweismittel

Von dort ging es in den schwierigsten Abschnitt unserer Säuberungsaktion, nämlich zum Pausenhof der Grundschule. Wir hatten dort bei früheren Säuberungsaktionen manchmal schon ein bisschen mehr Unrat bzw. Spatzenstreu in den Kästen gefunden. Ich denke es lag wohl daran, dass diese Kästen von den Mauerseglern von der Isarstraße her angeflogen wurden, während andere Vogelarten mehr von der Parkseite, also Baumseite her kamen und somit leichter Blätter und Zweiglein in ihr zukünftiges Nest tragen konnten. Verhältnismäßig oft im Vergleich zu den anderen Pausenhöfen fanden wir daher in diesen Nestern viele Spatzennester. In diesem Jahr - wie konnte es anders sein- mussten wir in den vorherigen Höfen nur zwei Spatzennester ausräumen, in diesem Pausenhof erwartete uns jedoch eine andere böse Überraschung!

Noch waren wir guten Mutes: Hatten wir doch nur noch ein paar Nistkästen an der gelben und an der roten Wand zu kontrollieren, wobei das jedes Jahr problemlos erfolgte und bislang immer mühelos für uns vonstatten ging. Wir installierten also den Hubsteiger gleich zu Anfang des Gebäudes, an der rechten Seite mit den rotangemalten Nistkästen.

Grundschulpausenhof
Einfahrt in den Grundschulpausenhof
Gelbe Mauer
Die 2. böse Überraschung an der gelben Mauer

Dabei fiel mir, rechts an der roten Wand im 2. Kasten ein merkwürdiges Gebilde auf. "Das schaut mir nicht gut aus, was ich da sehe", meinte ich zu Herrn Ferstl. Als wir dann mit dem Hubsteiger hinauffuhren, bewahrheitete sich mein Verdacht: Im Eingang dieses Nistkastens steckte ein Vogel. Bei näherer Betrachtung entpuppte es sich als toter Mauersegler. Nachdem wir uns von dem Schreck ein wenig erholt hatten, überlegten wir, wie es dazu kommen konnte.

Toter Mauersegler  Toter Mauersegler
Ein Vogel steckt im Kasteneingang, leider ein Mauersegler!

Nach der Öffnung des Kastens, wussten wir Bescheid: Darin hatte sich ein Spatz breit gemacht und sein ganzes Nest von oben bis unten mit allerlei Blattwerk, Halmen, Zweiglein und sogar Baumrindenbröckelchen ausgestopft. Seine ganze Nestfüllung ging bis hin zum Eingang und noch immer ist es mir schleierhaft, wie er in seinen vollgestopften Kasten überhaupt zu seinen Spatzenjungen kommen und sie füttern konnte.

Da man von außen davon fast gar nichts sah, flog wohl der arme Mauersegler- vielleicht schon ein Bewohner des Kastens vom vorigen Jahr - den Nistkasten an, bemerkte nicht, dass das Loch nicht normal zugänglich war und blieb bei diesem Unterfangen im Loch samt dem Stroh und Zweiglein stecken. Er brachte es leider nicht fertig sich davon zu befreien, so dass er sicherlich elend erstickte und dann im Laufe der Sommerzeit vertrocknete. Von diesem Unglück war nur das Skelett des kleinen Vogels übrig.

Dieses Erlebnis bestärkte mich umso mehr jedes Jahr erneut die Kästen sauber zu machen, um ein etwaiges Unglück wie dieses vielleicht gleich von Anfang an, also zu Beginn der Saison zu verhindern. Alle anderen Nester der roten Wand waren Gott sei Dank frei von Spatzennestern oder anderen unangenehmen Dingen.

Als wir dann unsere Arbeit fortsetzten und zur gelben Wand kamen, erlebten wir jedoch noch ein Unglück. Alle Nester waren sauber, nur in einem fanden wir ein kleines Nest, in dem 4 kleine, mumifizierte Jungvögel saßen. Sie waren anscheinend verhungert und dann zusätzlich durch die Sommerhitze gestorben. Anscheinend waren ihre Eltern auf irgendeine Weise verunglückt und konnten somit ihre Brut nicht mehr füttern.

Blaumeisennest
Hier fand ich leider die vier kleinen, verhungerten Meisenkinder.

Soweit ich erkennen konnte, handelte es sich um eine Blaumeisenbrut. Auch das war für uns alle ein trauriger Vorfall, aber im Nachhinein konnten wir leider nichts tun. In der Natur gibt es eben manchmal traurige Vorfälle, die man nicht verhindern kann. Gott sei Dank gab es bei der Durchsicht der übrigen Kästen weder Spatzennester noch sonstige unangenehme Fälle, sondern nur saubere, normale Mauerseglernester. Deshalb erledigten wir ohne weiteren Komplikationen unsere Säuberungsaktion auf dem Grundschulhof und konnten den Nistkastenhausputz für das heutige Jahr beenden.

Es sei noch hinzugefügt, dass trotz der beiden traurigen Vorfälle in diesem Jahr unser Abfallsack nicht einmal halb voll wurde! Wir fanden bis auf 3 Spatzennester bei unseren 68 Niststellen (Vorstellung aller Schulgebäude mit 68 Niststellen unter Nistkastensäuberung 2012) keine weiteren Sperlingsnester mehr, wie z.B. im Bericht 2009, wo wir 3 Müllsäcke fast nur voll Spatzenstreu hatten.

Der geringe Abfall ist wohl ein Zeichen dafür, dass sich tatsächlich fast nur Mauersegler in unseren Nistkästen aufhalten, die ja bekannterweise eigentlich keinerlei Schmutz machen, ja sogar den Kot ihrer Brut aus dem Nest tragen und in der Natur entsorgen!

Schauen wir mal was die Mauerseglersaison 2013 uns bringt, hoffentlich nur Gutes! Ich möchte mich an dieser Stelle wieder mal herzlichst bei meinen beiden tüchtigen und geduldigen Helfern des Regensburger Gartenamtes bedanken und wünsche uns Mauerseglerschützern ein glückliches und gesundes Wiedersehen im nächsten Frühjahr!

Stand: 26.05.2013 20:23
Mauersegler