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Unsere vierte Mauerseglerstunde

An diesem Tag wollten die Klassenlehrerin und ich den Kindern zum ersten Mal in der Schule die Mauersegler-WebCam -Homepage vermitteln. Deswegen gingen wir sofort nach der Pause in den Computerraum des Förderzentrums, der optimal und beeindruckend ausgestattet ist. Sogar ein Beamer stand uns zur Verfügung. Schnell war nach der Einweisung eines Kollegen die WebCamseite geöffnet und die Kinder sahen zum ersten Mal beide Nester. Nochmals erinnerte ich sie daran, dass die ihnen schon durch den Flachbildschirm bekannte Mauerseglerfamilie im linken Nest die Familie "Martinet noir" hieß. Das "noir" ließen wir der Einfachheit halber aber meistens weg. Wie es zu diesem Namen kam, könnten sie nachlesen bis zum nächsten Mal unter einem Bericht 2009.

Das Paar, also Familie Herrmann auf der rechten Seite sahen sie zum ersten Mal. Gleich stellte Lisa fest, dass Familie Herrmann etwas kleiner war. Sie hatte recht, denn es lag nicht an der Kameraeinstellung, sondern entsprach der Wirklichkeit.

Ich stellte ihnen die beiden Familien vor, wobei Frau Herrmann nicht so vorbildhaft abschnitt wie Frau Martinet. Letztere erledigte seit Jahren wirklich gewissenhaft ihr Brutgeschäft, während Frau Herrmann oft sehr lange ihr Nest mit den Eiern alleine ließ, Dies sei nicht so beispielhaft, da die Eier ja warm gehalten werden müssten und nie völlig erkalten dürften. Gerade in den letzten Tagen hatte die Mauerseglerin ihre drei Eier über vier Stunden alleine gelassen, während Frau Martinet treu und brav saß, sich mit ihrem Vogelmann abwechselte und höchstens - jedenfalls bis jetzt - 2 Stunden das Nest verließ.

Martinet
Frau Martinet, die zuverlässige Vogelmutter
Herrmann
Frau Herrmann, die sorglosere Vogelmutter

Da Kristina und Lisa schon in der ersten Stunde etwas erfahren wollten über die Größe und das Aussehen unserer Vogelfamilien, fügte ich noch hinzu, dass Mauersegler alle schwarzes Gefieder haben und Frau Herrmann nur wegen der stärkeren Sonneneinstrahlung heller wirken würde. Alle Mauersegler sind schwarz und haben nur unten an der Kehle ein bisschen hellere Federn. Eventuell ist der obere Rand an ihren langen, sichelförmigen Flügeln ein klein bisschen heller.

Außerdem bezeichnete ich die gesamte Vogelfamilie Herrmann als etwas fauler, denn sie hatten - im Gegensatz zu ihren Nachbarn und übrigens fast allen anderen Mauerseglerfamilie in den im Schulhof aufgehängten Nistkästen kein Nestchen gebaut, um es ihren Kindern ein wenig gemütlicher zu machen.

Viele Nester hatte ich bei den jährlichen Säuberungsaktionen leider aus den Spatzennistabfällen herauslöst und zur Anschauung im Unterricht aufgehoben. Gleichzeitig wurden die Schüler auch darauf hingewiesen, dass alles Material aus der Luft von den Vögeln aufgefangen und dann im Nest mit ihrem klebrigen Speichel zusammen gefügt worden war. Damit war auch Dominiks Frage geklärt und sein Wunsch mal echte Nester sehen zu dürfen, erfüllt.

Nester  Nester
Verschiedene Mauerseglernester

Weiterhin erzählte ich , dass diese Paare nicht von Anfang an im "Besonderen Nistkasten" gelebt hätten. Unser erster Mieter war ein Star gewesen, mit Namen Willi. Was dieser Tropf alles angestellt hatte, das konnte man im Bericht "Ein Star im Mauerseglerkasten" nachlesen. Die Schüler erfuhren auch, dass wir Willi dann Hausverbot durch eine Starensperre erteilten, worauf er sich in den Kleinen Pausenhof bewegte und dort im Doppelkasten sein neues zu Hause einrichtete. Dass er sich dort manchmal als Mauersegler aufspielte und mit seinen langen Beinen sich mauerseglergleich ans Einflugloch hängte, wollten sie kaum glauben. Es war aber tatsächlich so und alle Viertklässler staunten noch mehr, als ich ihnen erzählte, dass er sogar die Schreie der Mauersegler nachahmte. Denn sie sollten ruhig wissen, dass Stare sehr begabt sind Laute nachzuahmen. Und damit auch Cancels Frage "ob denn Mauersegler sprachen können" beantwortet war, versuchte er die Sriieeeeih- Schreie unserer Hausvögel nachzumachen. Die Mauersegler akzeptierten die Schreie unseres Willis, ob sie meine so toll gefunden hätten, bezweifle ich. Aber da jeden Tag noch die "Halbstarken" an den Klassenzimmerfenstern vorbeiflogen, konnten sie sich die Mauerseglerrufe im Original anhören und es auch mal selbst versuchen.

Starenkasten
Das neue Starenhaus

Die Williepisode schloss ich ab mit dem Hinweis, dass dieser Gast noch 3 Jahre dort sein Quartier aufgeschlagen hat, ohne Widerspruch der dort eigentlichen Hausbewohner. Dann ward er nicht mehr gesehen, vielleicht fand er ja noch ein komfortableres Haus, ähnlich wie das für meinen Star zu Hause angefertigtes Starenhaus ihres Lehrers Herrn Keil. Heuer hat mein Star sein Haus noch nicht beziehen können, aber wenn's nächstes Jahr klappt, dann erfahren es die Viertklässler ganz bestimmt. Da ich ja nächstes Jahr wiederkommen darf, wie sie mir zusicherten.

Wieder einmal ging die Zeit zu schnell für Lehrer und Schüler vorbei beim Betrachten der beiden Nester und ich musste- da ich an diesem Tag sehr in Eile war- zum Leidwesen der Kinder die Stunde beenden.

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Stand: 29.06.2011 23:14
Mauersegler