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7. und 8. Stunde vor den Ferien

Kurz vor den Pfingstferien wollten wir noch über das Brutgeschäft unserer Lieblingsvögel sprechen. Einiges hatten wir ja schon erfahren. Und da es im Klassenzimmer keinen PC mit Internetanschluss gibt, andererseits aber auch die Zeit zu knapp war, um den großen PC-Raum im Keller aufzusuchen, erzählte ich ihnen zur Einstimmung, wie meine damalige Chefin einen kleinen, aus dem Nest gefallenen Mauersegler zu Hause aufzog. Sie nahm ihn öfter mit in die Schule. Denn Vogelkinder nehmen keine Rücksicht auf Abwesenheit, wenn sie Hunger haben. Auf diese Weise konnten damals unsere Schulkinder real miterleben, wie er gefüttert und getränkt wurde. Besonders waren sie angetan von dem schnellen Wachstum des Nesthäkchens und wollten ihn auch gerne mal selbst anfassen. Das aber durften sie verständlicherweise nicht, denn ein kleiner Vogel ist kein Spielzeug! Außerdem hatte er sich sehr an seine menschliche "Vogelmama" gewöhnt. Jedoch drei Wochen später, waren alle dabei, als der Vogel auf dem an die Schule angrenzendem Sportplatz in die Freiheit entlassen wurde.

Gespannt verfolgte die Klasse 4b meine Erzählung, stellte ab und zu Fragen, die ich ja - da ich mehrmals selbst oder zusammen mit meiner damaligen Chefin junge Mauersegler aufgezogen hatte - schnell und sachkundig beantworten konnte. Selbstverständlich wurden dabei den Schülern auch Verhaltensmaßnahmen erklärt, die eingehalten werden mussten beim Fund eines jungen Vogels. Anhand des im Grundschulpausenhof gefundenen Findis, versuchte ich auch den Irrtum mancher Leute auszuräumen, die meinen, man müsse einen gefundenen Mauersegler in die Luft werfen, damit er wieder weiterfliegen konnte.

Die richtige Hilfsmaßnahme wäre:

  1. ihn ruhig auf die Hand setzen,
  2. den Arm lang ausstrecken,
  3. dabei sacht etwas auf und nieder bewegen, so dass ein wenig Luft unter die Flügel kommt
  4. und geduldig zu warten, bis der Jungvogel von selbst losfliegen würde.

Wäre er dazu dennoch nicht in der Lage, dann müssten wir ihn nach Regenstauf zur Vogelstation bringen. Dort fände er sogar Artgenossen; wie ich gestern erfuhr, weilen augenblicklich ca. 20 Mauersegler dort, werden aufgepäppelt und man hofft, dass sie munter und fidel gegen Sommerende 2011 ihre Reise nach Afrika antreten können.

Gleichzeitig verwies ich die PC- tüchtigen Schüler auf die Homepage, in der auch noch die Geschichte von Schnäbelchen, der nicht zirpeln wollte, aufgeschrieben stand.

Zum besseren Verständnis für aufgefundene Mauersegler, hatte ich noch ein paar Bilder von Sirri mitgebracht und die hängten wir jetzt gemeinsam- zur genaueren Betrachtung - an der schon allen bekannten großen Schauwandtafel auf.

Wandtafel

Diesem ans Gemüt gehenden Unterrichtsstoff folgte die nicht so beliebte Wiederholung des bisher Gelernten. Eine kurze Abfrage während der Woche hatte ihrer Klassenlehrerin gezeigt, dass noch nicht alle Schüler genaue Kenntnisse des bisher Gehörten hatten. Bis zum Ende des Schuljahres in vier Wochen, musste doch noch einiges an Grundwissen erlernt werden. Und die kommenden Pfingstferien eigneten sich wirklich dazu, locker und ohne Druck, das bisher Gehörte zu wiederholen. Alle wollten doch fit sein, für den Test, der nach den Ferien anstand. Die Schüler wussten ganz genau, dass sie ihr Mauerseglerexperten- Zertifikat nicht bekommen würden, ohne über gewisse Grundkenntnisse zu verfügen!

So wiederholte ich in dieser Unterrichtsstunde noch einmal großzügig alles bisher Gelernte anhand des Übungsblattes "Was ein Mauerseglerexperte wissen muss". Dieses stand jedem der Schüler zur Verfügung. Ich stellte eine Frage und - da ja alle lesen konnten, - lag es eigentlich nur an der Konzentration diese anhand des Merkblattes richtig zu beantworten.

An diesem Tag benötigten wir auch noch eine zweite Stunde: Es war ja inzwischen beschlossene Sache, dass am ersten Donnerstag nach den Ferien, der inzwischen sehr beliebte Flachbildschirm offiziell eingeweiht werden sollte. Dieser Termin war so konzipiert worden, weil die jungen Mauersegler nach den Ferien sicherlich einen enormen Wachstumsschub gemacht hatten und sich so allen Gästen imposanter präsentieren würden.

In der heutigen Stunde, gleich nach Beendigung der Pause, hatten wir zwar einen Blick auf die Martinet-Jungvögel geworfen, aber wenig davon zu sehen bekommen. Sie waren noch klein und die wärmenden Flügel der Vogelmutter erlaubte uns nicht viel von ihnen zu sehen.

Weiterhin stand auf dem Plan gemeinsam das neue, dreistrophige Mauerseglerlied - mit Mundharmonikabegleitung - zu wiederholen. Die Melodie war einfach, knüpfte an das Kinderlied "Alle Vögel sind schon da" an und war den Schülern bekannt. Lange mussten wir nicht üben, denn die Liedpräsentation klappte schon beim zweiten Mal.

Am Ende der Stunde wurden natürlich die inzwischen fertig bemalten, ausgeschnittenen Mauerseglerexemplare an den Klassenfenstern gebührend bewundert. Diese flogen an den Klassenzimmerfenstern in allen möglichen Formationen vorbei, worum sich die echten Mauersegler aber nicht kümmerten.

Mauersegler
Im Klassenzimmer der 4b fliegen auch Mauersegler!

Schneller als wir es wollten, ertönte die Pausenglocke und Frau Wills musste aufhören. Wir wünschten uns noch gegenseitig schöne Ferien und natürlich ein besseres Wetter als bisher (auch den Mauerseglereltern zuliebe!).

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Stand: 24.07.2011 22:56
Mauersegler